Schuldenreport 2020

veröffentlicht am 11.05.2020

Die asb Schuldenberatung GmbH ist die Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen der einzelnen Bundesländer. Sie erstellt jährlich einen Überblick über Zahlen und Daten des vergangenen Jahres zur Überschuldung in Österreich. 

Zahlen und Fakten

Im Jahr 2019 haben die staatlich anerkannten Schuldenberatungen mehr als 60.000 Menschen unterstützt.

42 Prozent der KlientInnen haben als höchste abgeschlossene Ausbildung den Pflichtschulabschluss.

Arbeitslosigkeit bzw. Einkommensreduktion ist mit 30 Prozent der mit Abstand häufigste Überschuldungsgrund. 35 Prozent der KlientInnen sind arbeitslos, 26 Prozent haben nicht mehr Einkommen als das Existenzminimum zur Verfügung.

Schulden aus ehemaliger Selbstständigkeit sind der am zweithäufigsten genannte Überschuldungsgrund bei KlientInnen der Schuldenberatungen (22 Prozent).

Im Jahr 2019 wurden in Österreich insgesamt 9.494 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Seit der Novelle 2018, die einen erleichterten Zugang zum Privatkonkurs ermöglicht, sind die Zahlen steigend, was aus Sicht der Schuldenberatungen eine gute Nachricht ist. Denn das bedeutet, dass sich mehr Menschen entschulden können und mehr Menschen mit niedrigem Einkommen oder sehr hohen Schulden die Möglichkeit auf einen Neustart bekommen.

Knapp ein Viertel der KlientInnen der Schuldenberatungen sind 30 Jahre oder jünger

12,8 % aller Privatkonkurseröffnungen 2019 betraf diese Personengruppe. Bei den KlientInnen bis 30 Jahre ist der Anteil mit geringer Ausbildung besonders hoch: Knapp die Hälfte hatte „nur“ einen Pflichtschulabschluss, etwa 5 % hatten die Matura absolviert.

Hat schon die Gesamtklientel ein deutlich niedrigeres Einkommen als der Durchschnitt der Bevölkerung zur Verfügung, haben KlientInnen bis 30 Jahre noch weniger Einkommen. Fast ein Drittel der jungen Klientel (30 %) verfügte 2019 über weniger Einkommen als das Existenzminimum von 933 Euro; das Durchschnittseinkommen (Median) lag bei 1.214 Euro. Der hohe Anteil der von Arbeitslosigkeit Betroffenen in der Gesamtklientel (35,2 %) lag 2019 bei den jungen KlientInnen noch höher: 40,7 % hatten keinen Job.

Die Durchschnittsverschuldung liegt bei dieser Personengruppe bei rund 33.000 Euro im Vergleich zu rund 63.000 Euro beim Gesamtklientel (um Extremwerte bereinigter Durchschnitt). Daher kann aufgrund eines niedrigen Einkommens bereits ein niedriger Schuldenstand zur Zahlungsunfähigkeit führen.

Fit für finanzielle Alltagsentscheidungen

Umso wichtiger ist es bereits in jungen Jahren anzusetzen und Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Finanzbildung finanzielles Basiswissen lebensnah und altersgerecht zu vermitteln. Schuldenberatungen setzen neben ihrer Beratungstätigkeit auch in der Finanzbildung einen Schwerpunkt. Seit den 1990er Jahren entwickeln Schuldenberatungen Angebote zur Finanzbildung. 2019 wurden insgesamt 22.000 Menschen mit den Finanzbildungsangeboten erreicht.

Auswirkungen der Corona-Krise

Die aktuelle Krise bringt Menschen mit Schuldenproblemen in besondere Bedrängnis. Auch wenn der aktuelle Schuldenreport die Zeit vor der Covid-19 Krise umfasst, verspricht die aktuelle Lage für dieses Jahr keine Besserung. Ganz im Gegenteil: spätestens nach Ende der aktuellen Krise rechnen die Schuldenberatungen mit einem starken Anstieg der Zahl der Hilfesuchenden.  Der Nationalrat hat bereits einige Gesetze erlassen, die Menschen in finanzieller Notlage in der Corona-Krise helfen: vom Aussetzen von Strom- und Gasabschaltungen und Delogierungen bis zur Stundung von Kreditraten und vereinbarten Raten im Zahlungsplan (Privatkonkurs). 

Lesen Sie dazu unsere Artikel:

Coronavirus Teil 3: Behalten Sie Ihre Telefonkosten im Auge
Coronavirus Teil 4: Unterstützung für Gas- und Stromkunden während der Coronakrise
Coronavirus Teil 8: Erleichterungen für KreditnehmerInnen
Coronavirus Teil 10: Erleichterungen für MieterInnen
Coronavirus Teil 12: Sonderregelungen zur Bewältigung von Zahlungsschwierigkeiten

Zum Schuldenreport 2020 im Detail geht's hier!

Konsumentenfragen Newsletter

Aktuelle Neuigkeiten aus allen Bereichen der Konsumentenfragen