Umfrage Konsumentenschutz heute - Folge 11

Unsere letzte Frage befasste sich mit dem gesellschaftlichen Wandel und es wunderte uns nicht, dass dieses Thema nicht unbedingt als Hauptthema der Konsumentenpolitik gesehen wurde. Aber... 

Community-Schild, erhobene Hände, © William White on Unsplash
46% der Befragten sahen die Debatte über den gesellschaftlichen Wandel als sehr wichtig, 28% als wichtig an. Damit landete dieses Thema auf dem letzten Platz bei der Frage, womit sich die Konsumentenpolitik beschäftigen sollte. Dennoch bedeutet das, dass 74% der Befragten auch der Konsumentenpolitik eine Rolle im gesellschaftlichen Diskurs geben wollen. Es ist zB. nicht unerheblich, ob Waren nur mehr digital angeboten werden bzw digital gekaufte Waren billiger sind. Es ist nicht unerheblich, weil dadurch Menschen mit weniger digitalen Fähigkeiten ausgeschlossen werden. Es ist nicht unerheblich, weil sich dadurch das Transport-, Lager- und Verkehrsverhalten ändern. Es ist nicht unerheblich, weil Stadtbilder dadurch verändert werden. Und es ist nicht unerheblich, weil persönliche Kontakte massiv reduziert werden.

In unseren Beiträgen zu Gesetzesverhandlungen denken wir immer wieder jene mit, die nicht in der Mitte des Stromes schwimmen, sondern an den Rand gedrängt werden. Wir unterstützen die Teilhabe aller in diesem Land Lebenden und setzen uns für gerechte Verteilung ein. Faire Praktiken und gerechte Behandlung sind oberstes Ziel.

Welche Ideen wir besonders erwähnenswert finden

Sehr viele Ideen kamen zu Bewusstseinsbildung und Aufklärung, zu politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, der Bildung in der Schule (ein Dauerbrenner!), Dialog und Auseinandersetzung sowie persönlichen Verhaltensänderungen. Dazu einige Beispiele:

  • Bewusstseinsbildung, dem Thema in Talksendungen mehr Platz geben
  • mehr Aufruf zu Solidarität, mehr Gemeinschaft fördern, den Blick auf das Wesentliche richten
  • Falsche und manipulierte Informationen in Medien (Zeitungen, TV-Programmen...) verhindern
  • Symposien, Kongresse, Kabarett & Satire, Auszeichnen von Vorbildern diesbezüglich
  • Chancengleichheit schaffen, Privilegien abbauen, Vorbildwirkung haben, ehrliche Fürsorge spüren lassen, auf billige Propaganda verzichten 
  • Globalisierung etwas einschränken und Regionalität fördern, Soziale Medien besser kontrollieren, Hasspostings eindämmen 
  • Sozialen Frieden sichern, Gehaltsschere verkleinern (Frau/Mann, Arbeiter/Angestellte/Konzern Bosse)
  • Andere Werte wie Ethik, Religion daraus ausrichten, weil das Übermaß von Konsumgütern mehr Negatives als Positives bringt. 
  • Humanistische Bildung im Schulsystem als auch Universitäten einführen; kritisches und selbstständiges Denken fördern!
  • Generationengespräche 
  • BürgerInnen-Foren und aktiver Dialog mit politischen Entscheidungsträgern 
  • Diese Debatte tatsächlich führen; nicht über, sondern mit Betroffenen sprechen
  • Wir müssen dringend ohne Scheuklappen über ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Alternativen zum Kapitalismus diskutieren!

Und was dürfen wir erwarten?

Die Debatte über den gesellschaftlichen Wandel geht uns alle an, ob in unserer Funktion als BürgerIn, als ArbeitnehmerIn, als Familienmitglied oder eben als KonsumentIn. Denn Wandel passiert nicht einfach, er ist Folge unseres Verhaltens und der Reaktion der Politik. Sehr oft erfolgt diese Reaktion relativ spät. Erinnern wir uns, wie lange Unternehmen behaupten konnten, das Internet sei ein rechtsfreier Raum, wie lange Umweltorganisationen Klimaschutzmahnen mussten, ehe die Politik Handlungsbedarf gesehen hat.

Es gibt also meist einen zeitlichen Gap zwischen erstem Auftauchen von verhaltensändernden Technologien oder Meinungsumschwüngen in der Bevölkerung bis zu deren gesetzlichen Regelungen. Diesen Gap gilt es zu nutzen und sich frühzeitig - und aus möglichst vielen Perspektiven - mit dem Neuen auseinanderzusetzen, sich zu informieren. Und auch darüber zu reden. Je bewusster eine Gesellschaft mit ihrem Umfeld umgeht, je klarer Interessen und Ziele einzelner Bevölkerungsgruppen erkannt werden, je genauer man politische Programme kennt, desto bessere Chancen haben effiziente Problemlösungen.

Wer alles nur ablehnt, polemisiert oder meint, man solle alles lassen, wie es ist, übersieht, dass dadurch die Chance auf Mitgestaltung vergeben wird.

Wir leben in einer herausfordernden Zeit. Viele sind verunsichert, und das nicht nur wegen der weltweiten Pandemie. Wie geht es weiter mit der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz? Werden echte Menschen bald nicht mehr gefragt sein am Arbeitsmarkt? Bietet die Demokratie als Staatsform noch die richtige Lösung, wenn sie sich durch Wahl autoritärer MachthaberInnen quasi selbst abschafft. Ganz zu schweigen von dem Damoklesschwert des Klimawandels und der damit verbundenen MIgrationsbewegungen.

Ja; es ist eine ganze Menge an gesellschaftlichem Wandel, der uns da entgegenschwappt. Aber er hat auch Potential zum Umdenken und erfordert zivilgesellschaftliches Handeln. Erheben Sie eine starke Stimme; informieren, positionieren und vernetzen Sie sich!


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