Report der österreichischen Schuldenberatungen 2022

veröffentlicht am 18.05.2022

Situation überschuldeter Menschen verschärft sich

roter Luftballon mit Aufschrift "Schulden", © Ausschnitt von Website Schuldnerhilfe OÖ
Täglich hören oder lesen wir in den Medien, dass alles teurer wird. Die steigenden Kosten für Lebensmittel, Wohnen, Energie etc. belasten alle, aber natürlich im besonderen Menschen mit geringem Einkommen. Am meisten betroffen sind allerdings überschuldete Menschen, für viele ist das Leben kaum noch oder gar nicht mehr leistbar.

Der Bericht der Schuldenberatungen in Österreich

Wie es den betroffenen überschuldeten Klientinnen und Klienten der Beratungsstellen im Detail geht, erfährt man im aktuellen Schuldenreport 2022. Freilich erfasst der Schuldenreport nur Menschen, die zu den Schuldenberatungen kommen. Über das tatsächliche Ausmaß der Überschuldung fehlen präzise Zahlen.

2021 erhielten 53.000 Menschen Unterstützung von einer der zehn staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich.

Es wird deutlich sichtbar, dass sich Lebenssituationen zunehmend verschärfen. Fast 30 % der Klientinnen und Klienten der Schuldenberatungen haben ein Einkommen unter dem Existenzminimum (2021 lag dieses bei 1.000 Euro). Bei den jungen Ratsuchenden unter 30 Jahren sind es sogar mehr als 35 %.

Die häufigsten Gründe für Überschuldung sind nach Angabe jener, die zur Schuldenberatung kommen, mit ca. 30% die Arbeitslosigkeit oder Verschlechterung der Einkommenssituation, mit ca. 10%  die Covid-Pandemie. Bei den unter 30-Jährigen sind sogar 43% jener, die die Schuldenberatung aufsuchen, arbeitslos. Auffällig ist auch die sehr häufig unzureichende Ausbildung.  Etwa 45% verfügen als höchste Schuldbildung nur über die Pflichtschule, der Prozentsatz bei den unter 30-Jährigen liegt sogar bei 51%.

7.200 Privatkonkurse wurden 2021 eröffnet, 68 % davon von einer Schuldenberatung begleitet.
Auch wenn die Zahl der Privatkonkurse zurückgegangen ist, ist das kein gutes Zeichen, sondern bedeutet unter Umständen nur, dass die Verschuldeten die Anforderungen für einen Privatkonkurs nicht erfüllen konnten. Zahlungsprobleme werden dann nicht behoben, sondern nur verschleppt.   

Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen dazu: „Das Existenzminimum, also jener Betrag, der bei Schuldner:innen nicht gepfändet werden darf, muss dringend zumindest an die Armutsgefährdungsschwelle angehoben werden. Es braucht schnelle und wirksame Maßnahmen, um Menschen im unteren Einkommenssegment zu helfen. Auch einen Privatkonkurs muss man sich erst einmal leisten können.“

Maßnahmen gegen die Überschuldung

Mit Gesetznovellen zur Insolvenzordnung und Exekutionsordnung sind im Sommer 2021 Regelungen in Kraft getreten, die den Betroffenen bei der Durchführung der Entschuldung helfen sollen.
Die entscheidene Neuerung besteht darin, dass in bestimmten Fällen bereits nach 3 Jahren eine Entschuldung möglich ist. Weiters kommt es durch die Gesamtvollstreckung es zu einem Exekutions- und Zinsenstopp für betroffene Personen, sodass die Schulden nicht mehr weiterwachsen können. Damit aber in der Folge dann auch eine Befreiung der Schulden möglich ist und die neuen Regelungen auch in der Praxis 

funktionieren, ist die Beratung durch eine staatlich anerkannte Schuldenberatung dringend notwendig.

In der gemeinsamen Pressekonferenz von Sozial- und Konsumentenschutzminister Johannes Rauch mit dem Geschäftsführer des Dachverbands der Schuldenberatungen Clemens Mitterlehner betont der Minister, dass es ihm ein großes Anliegen sei, Unterstützungsleistungen anzubieten, damit diese Regelungen auch greifen.

Die vom Sozialministerium geförderte Offensive „Gemeinsam gegen Überschuldung“ Projekte - Schuldenberatung soll helfen, die Möglichkeiten einer Schuldenregulierung weiter bekannt zu machen. Bestehende Informationsangebote sollen, unter anderem durch Online-Angebote für Betroffene und Multiplikator:innen ausgebaut und erweitert werden.
Auch in der Finanzbildung sind die Schuldenberatungen seit vielen Jahren aktiv, denn Wissen in diesem Bereich ist wesentlich, um spätere Überschuldung zu vermeiden oder aus der Überschuldung herauszukommen.

Auf der Startseite unserer Website www.konsumentenfragen.at ist ein ganzes Kapitel der Finanzbildung gewidmet. Hier gibt es Unterrichtsmaterialien für Jugendliche und umfassende Informationen aus dem Finanzbereich für Erwachsene.   

Den gesamten Schuldenreport können Sie auf der Website des Dachverbands nachlesen.

Auf der Seite Aktuelles - Schuldenberatung sind nicht nur alle staatlich anerkannten Beratungsstellen in ganz Österreich aufgelistet sondern u.a. auch aktuelle Projekt, Antworten auf häufige Fragen, Formulare, Broschüren oder ein Budgetrechner zu finden. 

 

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