„Klimaneutrale“ Weltmeisterschaft in Katar – Greenwashing-Vorwurf gegen FIFA

veröffentlicht am 22.11.2022

Wegen irreführender Werbeaussagen zur Klimaneutralität der WM mahnt der deutsche Verbraucherverband vzbv den Weltfußballverband FIFA ab.

Vom 20. November bis zum 18. Dezember 2022 ist das Emirat Katar Gastgeber eines der beliebtesten Sportereignisse der Welt – der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2022. Seit der stark kritisierten FIFA-Entscheidung im Jahr 2010 für die Austragung der WM in Katar stehen die Organisatoren der WM im ständigen Kreuzfeuer der Kritik. Organisationen wie Amnesty International werfen dem Golfstaat schwere Menschenrechtsverletzungen vor. Beim Weltfußballverband FIFA wiederum sorgen unter anderem mutmaßliche Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe im Umfeld der WM-Vergabe seit Jahren für eine negative Berichterstattung.

Zum Start der WM greift nun der „Schwesterverband“ des VKI - Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im Zusammenhang mit der WM einen anderen Aspekt auf und mahnt den Weltfußballverband FIFA wegen irreführender umweltbezogener Aussagen zur angeblich „klimaneutralen“ Fußball-Weltmeisterschaft ab.

Intransparente und nicht überprüfbare Aussagen

Konkret geht es um umweltbezogene Aussagen auf der FIFA-Webseite im Zusammenhang mit dem Ticketshop für die WM. Hier finden sich Behauptungen wie „vollständig klimaneutrales FIFA-Turnier“, „energieeffiziente Stadien“, „emissionsarme Transportmittel“ oder „nachhaltige Abfallbehandlung“. Diese Aussagen sind in deutscher Sprache formuliert, weiterführende Informationen zu diesen Aussagen jedoch lediglich in englischer beziehungsweise arabischer Sprache formuliert. Damit könne FIFA ihre Verkaufsversprechen nicht belegen, was einer Irreführung durch Unterlassen gleichkomme, so der vzvb in seiner Aussendung.

Auch die Aussage, dass die verbleibenden, unvermeidbaren Emissionen kompensiert würden, um eine vollständig CO2-neutrale Veranstaltung zu gewährleisten, erwecke laut vzbv bei Verbraucher:innen den Eindruck einer besonderen Umweltleistung. Dabei sei diese Kompensationsbehauptung weder transparent noch überprüfbar. Ob FIFA eine außergerichtliche Unterlassungserklärung abgibt, bleibt abzuwarten. Wir werden berichten.

Menschenrechte und Nachhaltigkeit statt Profitgier 

Die Instrumentalisierung von Sportgroßveranstaltungen zur Verbesserung des Ansehens eines Landes bei gleichzeitiger Vernachlässigung wichtiger staatlicher Pflichten für die Bevölkerung ist keine Seltenheit. Entscheidend wäre hier aber ein konsequentes Handeln der Entscheidenden bei den großen Sportverbänden wie FIFA oder dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und das Überdenken der Vergabekriterien bei globalen Sportveranstaltungen, um die Einhaltung von Menschenrechten und tatsächliche Nachhaltigkeit sicherzustellen. Sehr optimistisch kann man hier allerdings nicht sein, wurde Anfang Oktober die Ausrichtung der asiatischen Winterspiele 2029 an das ebenso umstrittene Saudi-Arabien vergeben - in einem Skigebiet mitten in der Wüste, das noch gar nicht gebaut ist.

 

Konsumentenfragen Newsletter

Aktuelle Neuigkeiten aus allen Bereichen der Konsumentenfragen