Schlechtes Karma

veröffentlicht am 26.10.2015

Grüne Energie als Zugpferd bei äußerst nachteiligen Geschäftsbedingungen

Erst jüngst berichteten wir über ein OGH-Urteil gegen die Status Finanzservice GmbH und schon wieder gibt es Berichtenswertes:

Das Unternehmen vermittelt qualifizierte Nachrangdarlehen einer Karma Werte GmbH, die insbesondere auf Photovoltaik, aber auch auf die "nachhaltige Betreuung von Immobilienprojekten" setzt. Fairness ist laut Website ein wichtiges Thema.

Weniger fair erscheinen die Bedingungen für AnlegerInnen dieses Unternehmens.

Unsichere Darlehensrückzahlung

Grundsätzlich werden monatlich fixe Raten, eine Gesamtsumme und ein Kündigungsverzicht von 4 Jahren vereinbart. Der Darlehensvertrag wird auf unbestimmte Zeit abgeschlossen und muss daher gekündigt werden. 

Von den Einzahlungen wird regelmäßig ein Abzug von 5% als Verwaltungskostenbeitrag abgezogen.

Je nach Dauer betragen die versprochenen Zinsen zwischen 4,5 und 6,5%. Diese Zinsen werden allerdings erst bei Beendigung des Vertrags fällig.

Am Ende der Vertragsdauer kommt man an sein Geld plus den Zinsen aber auch nur dann heran, wenn durch die Auszahlung dem Unternehmen nicht die Überschuldung drohen würde. Dies wäre dann der Fall, wenn die Eigenmittelquote unter 8% sinken würde und die fiktive Schuldenrückzahlungsdauer mehr als 15 Jahre dauert. In diesem Fall dürfen die AnlegerInnen ihre Auszahlung nicht geltend machen.

 

Abenteuerliche Strafzinsen bei vorzeitiger Auflösung

Durch die Vereinbarung einer monatlichen Prämie und der Gesamtsumme ergibt sich eine bestimmte Einzahlungsdauer. Bekommt man in diesem Zeitraum Bedenken, ob man hier sein Geld richtig investiert hat und kündigt den Vertrag (frühestens nach 4 Jahren), wird's so richtig teuer:

Das Unternehmen berechnet nämlich die Differenz zwischen der Gesamtsumme und den bereits einbezahlten Prämien. 25% dieses Betrags müssen Sie dann als Strafe für die vorzeitige Auflösung bezahlen.

Eine Annäherungsrechnung

Sie haben 100 € monatliche Prämie vereinbart und wollen eine Gesamtsumme von 66.000 € erreichen. Das ergibt eine Einzahlungsdauer von 55 Jahren. Nach 6 Jahren wollen Sie aus dem Vertrag aussteigen. Bis dahin haben Sie 7.200 € investiert.

Die Differenz zwischen 66.000 und 7.200 ist 58.800. Davon werden 25% berechnet, das sind 14.700.

Dieser Betrag wird von den einbezahlten Prämien minus Agio plus Verzinsung, das sind ca. 8.330 € abgezogen.

In unserem Beispiel - das übrigens einem uns bekannten tatsächlichen Vertrag entspricht - bekommen Sie also nach 6 Jahren Einzahlung nicht nur nichts ausbezahlt sondern sind dem Unternehmen auch noch  6.370 € schuldig!

Résumé

Es handelt sich um alles Andere als eine faire Anlage: Bei langer Vertragsdauer und vorzeitiger Kündigung müssen Sie als Darlehensgeber auch noch einen Nachschuss leisten. Diese Geschäftsbedingungen widersprechen unserer Meinung nach den Bestimmungen des Konsumentenschutzgesetzes. Sie sind daher ungesetzlich und wir werden den VKI beauftragen, das Unternehmen abzumahnen, bzw. vor Gericht zu bringen.

Überdies ist es auch bei Einhaltung der Vertragsdauer eine unsichere Anlage, die den Eigentümern der finanzierten Firma große Spielräume lässt während die Rückzahlung an die AnlegerInnen von bilanziellen Kennzahlen abhängig ist.

Unser Tipp: Jedenfalls Finger weg!!!

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