Mikroplastik ist – leider wortwörtlich - in aller Munde

Kunststoffe sind für viele Bereiche anscheinend unverzichtbare Wegbegleiter geworden. Unzählige nicht sachgerecht entsorgte oder achtlos weggeworfene Produkte aus Kunststoff belasten die Umwelt. Durch witterungsbedingte Alterungs- und Zerfallsprozesse können sogenannte sekundäre Mikroplastikpartikel entstehen. 

Kunststoffe sind für viele Bereiche anscheinend unverzichtbare Wegbegleiter geworden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die weltweite Plastikproduktion in den letzten 30 Jahren vervielfacht hat. Angefangen von Verpackungen, Geschirr, Textilien über Spielzeug bis hin zu Kosmetika;  der Einsatz von Kunststoffen verspricht neue Gestaltungsmöglichkeiten und unterschiedlichste Vorteile.

Viele der hergestellten Produkte sind nur für den kurzfristigen Gebrauch gedacht. Da den Konsument:innen oft gar nicht bewusst ist, dass sie Produkte mit Kunststoffen kaufen, landen unzählige, nicht sachgerecht entsorgte oder achtlos weggeworfene Produkte aus Kunststoff in der Umwelt. Aber selbst bei den langlebigen Produkten wie Textilien stellt sich die Frage nach einer sachgerechten Entsorgung.

Es gibt mittlerweile unzählige Studien, die Mikroplastik an allen Ecken des Globus nachgewiesen haben und immer mehr Hinweise dafür, dass sich die winzigen Partikel auf die menschliche Gesundheit auswirken können.

Was versteht man unter Mikroplastik

Vorwiegend entsteht Mikroplastik durch den witterungsbedingten oder alterungsbedingten Zerfall bzw. Abrieb von Kunststoffen. In diesem Fall spricht man von sekundären Mikroplastikpartikel Sie können aber auch – zB in der Kosmetikindustrie -  direkt als kleine Partikel mit mikroskopischen Abmessungen hergestellt werden – sogenannte primäre Partikel. Ihre Größe reicht von 0,1 bis 5000 µm (Petersen, 2016).

Mikroplastik ist aber nicht gleich Mikroplastik. Aufgrund der bei der Herstellung verwendeten diversen Zusatzstoffe zum Erreichen der benötigten Funktionalität des Kunststoffes, sind die physikalischen und chemischen Eigenschaften von Kunststoffen sehr unterschiedlich. Bis heute wissen wir noch immer zu wenig über viele diese eingesetzten Stoffe Bescheid, welche Auswirkungen sie in der Umwelt haben und welches Risiko sie für die menschliche Gesundheit darstellen. So gibt es z.B. Chemikalien, wie Phthalate und Bisphenole, die bei der Herstellung von Kunststoffen Verwendung finden. Diese können das menschliche Immun- und Hormonsystem beeinträchtigen. Großteils unbekannt sind aber auch die Wechselwirkungen der Partikel, wenn sie als Träger für diverse Schadstoffe dienen sowie die daraus entstehenden Folgen für den menschlichen Organismus und die Umwelt.

Wer sind die größten Verursacher?

Kunststoffpartikel finden sich mittlerweile fast überall –  im Boden, im Wasser und in der Luft. Die Verursacher sind bekannt. An erster Stelle steht der Reifenabrieb gefolgt von Kunststoffgranulaten aus Vorproduktion und Nutzung und - laut der europäischen Kommission - auch von synthetischen Textilien.

Dementsprechend gelangen die Mikropartikel auch auf unterschiedlichen Wegen in den menschlichen Körper.. Hauptsächlich erfolgt die Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt und die Inhalation. Die Aufnahme durch die Ernährung erfolgt durch das Wasser und Lebensmittel wie Speisesalz, div. Getränke, Mineral- und Leitungswasser sowie Produkten aus dem Meer, wie Muscheln, Krebstiere und Fische. Die Verunreinigung von Lebensmitteln und Getränken mit Mikroplastik gewinnt zunehmend an Bedeutung, da sie direkt vom Menschen aufgenommen werden (Oßmann et al., 2018). Ebenfalls eine bedeutende Quelle für die Aufnahme von Mikropartikeln ist die direkte Verunreinigung der Trinkwasserquellen aufgrund der Umweltverschmutzung (Marsden et al., 2019).

Auch durch das Einatmen der Kunststoffmikropartikel aus der Luft kann der Mensch die Mikropartikel aufnehmen. Die Mikropartikelkonzentration der Luft stammt vorwiegend aus synthetischen Textilien durch Abrieb z. B. von Polstermöbeln, Teppichen oder der Kleidung. Man geht davon aus, dass die Belastung bei Erwachsenen ungefähr 10 mg/Tag für eine 70 kg schwere Person beträgt. Bei Kleinkindern und Säuglingen kann die Belastung sogar höher sein. Dies ist aber nur eine Schätzung, da die Inhalationsdosen variieren, je nach Art der verwendeten Textilien und gewisser Umgebungsfaktoren, wie z. B. häufiges Lüften oder der Raumgröße.

Wie wirken sich die Mikropartikel im menschlichen Körper aus

Ein Teil der Mikropartikel wird abgehustet und verschluckt, der andere Teil reichert sich in der Lunge an. Dies kann zu Schäden und Funktionsstörungen im Atmungssystem führen wobei die inhalative Belastung mit Mikropartikeln davon abhängt, ob man sich im Freien oder in Innenräumen aufhält. Im Freien ist die Belastung in den Städten höher als im ländlichen Raum, aber geringer als in den Innenräumen. Wieviel letztlich aufgenommen wird, d.h. die genaue Exposition des Menschen gegenüber Mikroplastik ist aber aufgrund der noch fehlenden einheitlichen analytischen Methoden zur quantitativen und qualitativen Bestimmung wie Menge, Größe, Form und Typ derzeit noch nicht möglich.  Um die gesundheitlichen Risiken von Mikropartikel beim Menschen zu verstehen, sind jedoch genau diese Daten erforderlich. Daher sind weitere Studien erforderlich, um durch systematische Untersuchungen die Mikropartikelexposition des Menschen durch die Verwendung synthetischer Textilien dokumentieren zu können.

Weitere Studien sind notwendig

Angesichts der derzeitigen wissenschaftlichen Informationen kann davon ausgegangen werden, dass eine Belastung der Lebensmittel keine unmittelbaren Gesundheitsrisiken für den Verbraucher darstellen. Diese Ansicht wird von der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) derzeit unterstützt. Gleichzeitig wird aber betont, dass noch weitere Studien erforderlich sind. Deswegen werden trotz der bereits gewonnenen Erkenntnisse dringend weiterführende Forschungsstudien benötigt. Die Stärkung des Wissens und der Forschung einerseits, aber auch wirksame regulatorische Maßnahmen zur Bekämpfung von Kunststoffabfällen im Meer und der Umwelt müssen rasch folgen.

Was macht die EU

Erste wichtige Schritte durch die europäische Kommission, wie die Einwegplastik-Verordnung, der europäische Grüne Deal, der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft, die europäische Kunststoffstrategie und der in diesem Zusammenhang von der europäischen Chemikalienagentur ECHA ausgearbeitete Beschränkungsvorschlag für die Verwendung von bestimmten Kunststoffen sind bzw. werden bereits umgesetzt. Ebenso ein wichtiger globaler Meilenstein ist das internationale UN-Übereinkommen über Kunststoffe zur Bekämpfung von Plastikmüll.

Siehe Kunststoffe (bmk.gv.at)

Machen Sie mit bei der Vermeidung von Plastik!

Um jedoch die Plastikflut zu stoppen, ist jeder einzelne von uns gefordert:

Dort wo es Alternativen gibt, soll Plastik möglichst vermieden werden. Eine einfache und nachhaltige Alternative ist daher der Griff zu Mehrweg-Verpackungen. Aber dies ist nicht die einzige Möglichkeit Kunststoffmüll zu reduzieren. Viele weitere Tipps zur Vermeidung von Plastikabfällen finden Sie unter à

Was kann jede und jeder selbst tun? (bmk.gv.at)

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