VKI: Konsum-Studie zur Nachhaltigkeit im Alltag

veröffentlicht am 11.02.2022

In einer repräsentativen Umfrage wurde erhoben, wie Verbraucher:innen in 14 Staaten ihr Verhalten in Hinsicht auf Nachhaltigkeit bewerten. 

Verbraucherorganisationen aus 14 Staaten (11 EU Staaten, UK, Russland und Kanada) haben sich dem Thema „Nachhaltigkeit im Alltag“ gewidmet und Verbraucher:innen nach ihrem Konsumverhalten und der Einschätzung ihres Verhaltens in Bezug auf Nachhaltigkeit befragt. In Österreich wurden rund 1000 Personen befragt.

Im Vorfeld hatte ein Expertenteam internationaler Wissenschaftler:innen - darunter auch die österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb - fünf nachhaltigkeitsrelevante Konsumbereiche identifiziert und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Nachhaltigkeit beurteilt: Ernährung, Reisen und Mobilität, Wasser und Energie im Haushalt, Produkte und Dienstleistungen sowie Abfallmanagement.

Welcher Bereich ist für die Nachhaltigkeit am Wichtigsten?

Zu dieser Frage gibt es zwei interessante Ergebnisse: Erstens sind sich die Verbraucher:innen aller Staaten einig. Zweitens weicht deren Meinung sehr deutlich von der Bewertung der Expertinnen und Experten ab! Während Verbraucher:innen das Abfallmanagement am relevantesten und das Reisen am wenigsten wichtig für die Nachhaltigkeit ansahen, beurteilen die Expertinnen und Experten dies beinahe gegensätzlich. Ernährung hat aus Expertensicht den bedeutendsten Einfluss auf Nachhaltigkeit, für Verbraucher:innen liegt diese nur am 3. Platz. 

Tabelle: Nachhaltigkeit und Konsumverhalten, © VKI/CSBI
Österreich liegt in der Einschätzung des Konsumverhaltens auf Platz 1

Nach der Frage, wie wichtig die einzelnen Bereiche in Bezug auf Nachhaltigkeit bewertet werden, widmete sich die Umfrage nun der Selbsteinschätzung der Verbraucher:innen: für wie nachhaltig halten sich diese in den Bereichen Ernährung, Reisen und Mobilität, Wasser und Energie im Haushalt, Produkte und Dienstleistungen sowie Abfallmanagement? Hier zeigt sich, dass Österreich mit 57% an der Spitze liegt, während sich die dänischen Verbraucher:innen überraschenderweise als viel weniger nachhaltig (46%) einschätzen.

Besonders bei den Bereichen Ernährung sowie Wasser und Energie im Haushalt werten die in Österreich Befragten ihr Verhalten deutlich nachhaltiger als im Vergleich zu den anderen Staaten. In Österreich ernähren sich laut dieser Umfrage zwei Prozent vegan und fünf Prozent vegetarisch. Mehr als ein Viertel der Befragten gab an, tierische Produkte zu konsumieren. Im Haushaltsbereich meint ein Viertel, ein (beinahe) komplett und gut isoliertes Zuhause zu haben.

Auch in anderen Bereichen geben sich in Österreich Lebende betont nachhaltig: Im Zusammenhang mit dem Thema Reisen und Mobilität gab ein Viertel an, zu Fuß zu gehen, mit dem Rad zu fahren oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Mehr als die Hälfte verzichtet angeblich weitgehend auf das Fliegen.

Beim Themenbereich Produkte und Dienstleistungen bevorzugen zwei Drittel langlebige Produkte und ihre Reparierbarkeit, wobei nur ein Fünftel diese dann auch tatsächlich reparieren lässt. Schließlich werden nur ein Drittel der reparierten Produkte auch tatsächlich so lange wie möglich weiterverwendet.

Auch beim Abfallmanagement schätzen sich in Österreich lebende Verbraucher:innen mit 65% als sehr nachhaltig ein.

Nachhaltig wenn es keine Mühe macht

Bei der Befragung in den einzelnen Staaten zeigt die Studie, dass von den Verbraucher:innen jene Verhaltensweisen als sehr nachhaltig bewertet werden, die für sie einfach und günstig umzusetzen sind, wie z.B. Mülltrennung.

Verhaltensweisen, die für sie eine größere Veränderung im Alltag bedeuten, wie z.B. eine Ernährungsumstellung, werden von Verbraucher:innen als weniger wichtig eingestuft, obwohl gerade der Ernährung aus Sicht des Expertenteams die größte Bedeutung zukommt.

Die Studienautor:innen halten es daher für sehr wichtig, Verbraucher:innen entsprechend aufzuklären und sie darüber zu informieren, auf welche Bereiche der Fokus gelegt werden muss, damit es zu mehr gelebter und echter Nachhaltigkeit kommt.

Hindernisse auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

Obwohl sich nach der Studie 58 Prozent der in Österreich lebenden Verbraucher:innen gut über das Thema Nachhaltigkeit informiert fühlen, sehen sie Hindernisse für eine nachhaltige Lebensweise vor allem in den Preisen für nachhaltige Produkte, da diese häufig teurer als konventionelle sind. Auch fehlen vielen Auswahlmöglichkeiten bei Produkten, Dienstleistungen und Reisen sowie gibt es Informationsdefizite zum Thema Abfallmanagement.

Jedenfalls wäre es interessant, in einer weiteren Studie zu untersuchen, ob die hohe Selbsteinschätzung der in Österreich lebenden Verbraucher:innen mit dem tatsächlichen Konsumverhalten zusammenpasst. Eines ist jedenfalls klar: Es bleibt einiges zu tun, um Bewusstsein dafür zu schärfen, welche Konsumbereiche für eine nachhaltige Zukunft besondere Bedeutung haben und wie wir durch unsere Konsumgewohnheiten nachhaltig zum grünen Wandel beitragen können.

Weitere Informationen zur VKI Konsum-Studie finden Interessierte hier. Eine Zusammenfassung aller wichtigen Ergebnisse (in englischer Sprache) finden Sie als Download dem Artikel angefügt.

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