Billig kaufen und ab in den Müll? Wie wir mit Kleidung umgehen – Teil 1

veröffentlicht am 30.01.2023

Gastautorinnen Nina Tröger (Bundesarbeitskammer) und Lisa Panhuber (Greenpeace)

Papier-Ausschneidepuppe, © commons.wikimedia.org

Die Textilindustrie hat mit mindestens 5 % der globalen Treibhausgasemissionen nach Ernährung und dem Bauwesen den drittgrößten Anteil am Klimawandel. Hinsichtlich klima- und umweltschonenden Kleidungskonsum können viele Dinge beachtet werden: Nicht nur die Frage nach Gütezeichen beim Kauf ist wichtig.

Ein T-Shirt verbraucht in der Produktion immerhin 2.500 l Wasser und es kommen tausende Chemikalien zum Einsatz.  Ausschlaggebend ist daher auch, wie lange Kleidung genutzt, ob sie repariert und wie sie entsorgt wird.

Eine gemeinsame Erhebung von AK und Greenpeace zeigt, dass hier noch viel Luft nach oben ist. Politik und Unternehmen sind gefordert hier eine scharfe Trendwende einzuleiten. Generell hat Fast-Fashion in einer klimaverträglichen Welt das Ablaufdatum schon lange überschritten. 

Wir berichten Ihnen im Folgenden die wichtigsten Befragungsergebnisse zum Kauf- und Nutzungsverhalten. In den nächsten Tagen zeigen wir auf, welche gesellschafts- und umweltpolitische Folgen dies hat und welche politischen Forderungen im Raum stehen.

Kleidung bleibt oft im Kasten, Umwelt und Soziales selten Kaufkriterien

Befragte geben im Schnitt jährlich rund 800 Euro für Bekleidung aus, im Schnitt werden laut Umfrage 18 Kleidungsstücke im Jahr gekauft (laut Statista sind es 50-60 Stück). Die Hälfte der Kleidung wird jedoch gelegentlich bis gar nicht getragen. Damit hängen umgerechnet mindestens 185 Millionen Kleiderstücke beinahe ungetragen im Schrank. Funktionalität sowie hohe Qualität sind die wichtigsten Kaufkriterien, aber auch der günstigste Preis ist für 78 Prozent sehr oder eher kaufentscheidend. Nur vier von zehn Befragten achten auf hohe Umwelt- oder Sozialstandards. 43 Prozent der Befragten drücken ihre Bereitschaft aus, teurere und langlebigere Produkte zu kaufen – haben das aber bisher noch nicht getan.

Modeketten und Online-Shops sind „Burner“, die Nutzungsdauer ist kurz

Die Hälfte der Befragten kauft in Filialen von großen Modeketten wie H&M oder Zara ein sowie in Online-Shops oder aus Katalogen von großen Händler:innen wie Amazon oder Shein. Dabei meinte wiederum die Hälfte, gern im Internet zu bestellen, weil es praktisch ist. Nur ein Drittel der Befragten hat im letzten Jahr Second Hand-Mode gekauft oder Tauschbörsen genutzt. Genutzt wird die Kleidung relativ kurz: Langärmelige Oberteile im Schnitt 3,7 Jahre, Hosen 3,3 Jahre und Schuhe nur 2,9 Jahre. Rund die Hälfte (52 Prozent) der Befragten sagt, aussortierte Kleidung in Textilboxen zu geben, jede:r Dritte entsorgt diese sogar im Müll.   

Junge ticken anders als der Durchschnitt

Die Befragung zeigt bei jungen Erwachsenen (16 bis 29 Jahre) ein unterschiedliches Verhalten im Vergleich zu den älteren Altersgruppen. Mode ist für junge Menschen ein wichtiger Ausdruck von Persönlichkeit und ein Zeichen von Erfolg, daher sind ihnen neue Modetrends wichtig.

In Bezug auf nachhaltigen Kleiderkonsum verhalten sich junge Menschen zwiespältig: Junge Befragte kaufen insgesamt deutlich mehr Kleidung, aber auch viel mehr Second Hand im Vergleich zu Älteren (jede:r zweite Junge hat im letzten Jahr Second-Hand gekauft).

Andererseits bestellen Junge häufiger online und haben eine höhere Retourenquote. Sie tragen Kleidungsstücke auffällig kürzer als der Schnitt (insbesondere bei Jacken/Mäntel beträgt sie bei Jungen nur 3,3; Mittlere und Ältere: 5,2 Jahre; kurze Oberteile: Junge 2,2, Mittlere und Ältere: 3,7 Jahre).

Jede:r fünfte Jugendliche sortiert wegen mangelnden Stils aus, bei Älteren ist es nur jede:r Zehnte. Junge Menschen sind beim Reparieren weniger aktiv als Ältere, jedoch teilen und tauschen sie Kleidung mit anderen öfter (Junge: 37 Prozent, Ältere: drei Prozent).

Jugendliche sind etwas gutgläubiger und denken, die Nachhaltigkeit im Textilbereich ist auf einem guten Weg: Kleidung aus Textilsammelboxen kommt bei Menschen an, die sie brauchen (Junge: 68 Prozent; Ältere 57 Prozent); Recycling funktioniert gut (49 Prozent zu 37 Prozent) und die Modeindustrie tut viel für Nachhaltigkeit (49 Prozent zu 23 Prozent).

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