Green Finance - Geld anlegen und dabei Gutes tun

veröffentlicht am 30.05.2022

Nach Berechnungen der Europäischen Zentralbank sind Investitionen in Höhe von rund 330 Milliarden Euro jährlich für Europa nötig, um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen. Für die Realisation dieses Ziel ist also viel Kapital notwendig und braucht Privatpersonen, die mit ihrem Geld den Klimaschutz mitfinanzieren.

Werden bei Investitionsentscheidungen nachhaltige Sektoren und Unternehmen (bspw. nach ESG-Kriterien: environmental = umwelt­bezogen, social = sozial, governance = verantwortungs­volle Unternehmensführung) berücksichtigt, spricht man von Sustainable Finance. Einen Teilbereich der „Sustainable Finance“ stellt „Green Finance“ – „grüne Finanzierung“ dar. Eine rechtlich verbindliche Definition von  green finance gibt es nicht. Green Finance umfasst – vereinfacht gesprochen - Investitionen, die sich ausschließlich und zielgerichtet mit den Themen Klima und Umwelt befassen.

Wohin mit dem Geld?

Die Palette an Finanzinstrumenten und Investitionsformen reichen vom nachhaltigen Girokonto, vom grünen Sparbuch, von grünen Aktien, nachhaltigen Fonds hin zu grünen Krediten; alle mit dem Wunsch und dem Ziel, dass das mehr oder weniger zur Verfügung stehende Geld in nachhaltige Projekte fließen soll. Was alles als nachhaltiges Projekt gilt, ist nicht abschließend festgelegt. Im Jahr 2018 hat die International Capital Market Association (ICMA) einige Anwendungsbereiche exemplarisch aufgezählt, wie z.B. Investitionen in

  • erneuerbare Energien, also zum Beispiel die Errichtung von Wind- oder Solarparks mit anschließender Stromproduktion
  • Energieeffizienzmaßnahmen im Rahmen der Revitalisierung von Gebäuden durch den Einbau von Blockheizkraftwerken und Energiespeichern
  • Verschmutzungsprävention durch emissionseffiziente Müllverbrennungsanlagen
  • Sauberer Transport im öffentlichen Nahverkehr durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen
  • Umweltfreundliche Gebäude

Das Geschäft mit der Nachhaltigkeit

Allerdings entpuppt sich manchmal ein grünes Projekt bei näherer Betrachtung als Mogelpackung. Beim sogenannten Greenwashing schmücken sich Unternehmen in der Öffentlichkeit mit einem grünen und nachhaltigen Image und verkaufen ihr Produkt unter dem Deckmantel von Natur und Umweltschutz. Um Greenwashing zu vermeiden, werden derzeit in der Europäischen Union (EU) international gültige Kriterien und Standards für nachhaltige Finanzprodukte entwickelt und soll in Bereich der Finanzdienstleistungen mit einem EU-Umweltzeichen „Eco­label“ sichtbar gemacht werden. Ein „Ecolabel“ können nur Finanzprodukte (z. B. Investmentfonds, ETF, Spareinlageprodukte) erhalten, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen.

Wie also unseriöse Angebote erkennen?

Um Anleger:innen zu unterstützen, gibt es sowohl auf europäischer wie auch nationaler Ebene Bestrebungen:

EU-Aktionsplan Nachhaltiges Wachstum

Um die Klima- und Energieziele der EU zu erreichen, müssen Investitionen in nachhaltige Projekte und Aktivitäten gelenkt werden. Eine klare Definition des Begriffs „nachhaltig“ ist daher erforderlich. Damit es Anleger:innen leichter fällt, zu erkennen, welche Finanzprodukte ökologisch nachhaltig sind, hat die EU ein Klassifikationssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten geschaffen -  die EU-Taxonomie. In der EU-Taxonomie-Verordnung ist festgelegt, dass nur jene Wirtschaftstätigkeiten grün sind, die einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Umweltziele wie Klimaschutz, Klimawandelanpassung, nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, ua. leisten. Weitere Infos finden Sie hier:   EU-Taxonomie-Verordnung (bmk.gv.at)

Österreichisches Umweltzeichen

Auf nationaler Ebene ist das Österreichische Umweltzeichen das Zertifikat für ethisch orientierte Projekte und Unternehmen, die Gewinne durch nachhaltige Investitionen erzielen. Beim Umweltzeichen für Nachhaltige Finanzprodukte kommen Ausschlusskriterien (z. B. Atomkraft, Gentechnik, Rüstung) sowie Kriterien, die tatsächlich positive Leistungen für Umwelt und Soziales erbringen, zum Einsatz. Es folgt seit 1. Jänner 2020 noch strengeren Ausschlusskriterien, die bereits in Richtung EU-Taxonomie weiterentwickelt wurden. So dürfen zertifizierte Nachhaltigkeitsfonds nicht in Projekte investieren, die fossile Brennstoffe fördern oder Energie aus Kohle oder Erdöl gewinnen.

Alles gut?

Die derzeitigen Bestrebungen der Europäischen Union, die Kriterien der Taxonomie dahingehend aufzuweichen, bspw. Atomkraft als nachhaltig zu klassifizieren, werfen ein schiefes Licht auf diesen Bereich. In den Verhandlungen bemüht sich Österreich gerade intensiv, das zu verhindern.

Und dennoch: Green Finance ist wichtig! Durch den sich verschärfenden Klimawandel steigt die Bedeutung von Green Finance als wichtige Strategie, Maßnahmen zum Klimaschutz zu finanzieren. Privatanleger:innen können durch Veranlagung in nachhaltige Projekte, mittelbar Geld für Klimaschutzmaßnahmen zur Verfügung stellen und erzielen so Zinsen mit grünem Gewissen.

Je mehr Menschen nachhaltig investieren und die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten ankurbeln, je mehr Unternehmen werden ermutigt, nachhaltiger zu wirtschaften. Und das führt letztlich zu einer langfristigen Veränderung unseres Wirtschaftssystems.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des BMK: Green Finance in Österreich (bmk.gv.at)

Factsheet:  Nachhaltiges Finanzieren

Angebot des Klimaschutzministeriums zum Thema Grüne Finanzbildung finden Sie hier: Grüne Finanzbildung in Österreich (bmk.gv.at)


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