Dark Patterns: wie Webseiten Nutzer:innen manipulieren

veröffentlicht am 26.09.2022

Bestimmte Buttons sind farblich hervorgehoben, Timer drängen zum schnellen Kauf: Eine Untersuchung im Auftrag der EU-Kommission zeigt, dass zahlreiche große Onlinedienste auf solche Tricks setzen.

Sie sind gerade dabei eine neue Software herunterzuladen. Während der Installation poppt ein Fenster auf mit der Aufforderung des Anbieters, einen Newsletter zu abonnieren. Das wollen Sie aber nicht und entfernen das kleine Häkchen aus dem vermeintlichen Einwilligungskästchen. Allerdings lautete der kleine Hinweis in Wirklichkeit, dass Sie das Kästchen ankreuzen müssen, wenn Sie den Newsletter nicht erhalten wollen. Und ohne es zu wollen, haben Sie ein weiteres Abo abgeschlossen. Solche Dark Pattern-Beispiele gibt es viele und werden zunehmend von Unternehmen auf Webseiten und in Apps eingesetzt.

Was ist ein Dark Pattern?

Im Bereich des digitalen Designs ist ein Dark Pattern ein in die Benutzeroberfläche einer Website/App eingebauter Mechanismus, der versucht, die/den Nutzer:in zu täuschen und zu einer Entscheidung zu verleiten, ohne dabei jedoch direkten Zwang ausüben. Indem es unsere Denkmuster und Automatismen ausnutzt, wie z. B. im oben genannten Beispiel die Annahme, dass „ein Häkchen zu setzen, bedeutet, in etwas einzuwilligen“, wirken Dark Patterns wie Täuschungsmanöver und Fallen, die unsere Fähigkeit, eine freie Wahl zu treffen, beeinträchtigen. Das bekannteste Beispiel eines „Dark Patterns“ ist die Cookie-Zustimmungserklärung: Bei der Auswahl, welche Cookies man zulassen möchte, erscheint die datenschutzunfreundliche Auswahl oft farblich unterlegt. Die Schaltfläche für besseren Datenschutz dagegen wird unauffällig dargestellt.

97% verwenden Dark Patterns

Welches Dark Pattern ungesetzlich ist, welches eine rechtliche Grauzone trifft und welches rechtlich nach aktueller Rechtsprechung noch vertretbar ist, ist eine Frage, die sehr oft nur im konkreten Einzelfall beurteilt werden kann. Dark Patterns sind als Massenphänomen relativ neu. Ob die vorhandenen Gesetze ausreichen, um die User genügend zu schützen, ist daher eine Frage, der Politik, Interessensverbände und Verbraucherorganisationen hinkünftig verstärkt nachgehen werden müssen.

Zur Untersuchung der Marktsituation beauftragte die Europäische Kommission Anfang 2022 eine Studie. Im Rahmen dieser Studie wurden 45 Websites und 30 Apps analysiert, die in allen 27 EU-Mitgliedstaaten am häufigsten genutzt und aufgerufen werden, wie z.B. Google, Amazon, Facebook, Ebay, Zalando sowie Ikea und Programme wie die Chrome-App, WhatsApp, TikTok und Brawl Stars. Die Ergebnisse sind eindeutig: 97 % der überprüften Websites und Apps verwenden zumindest ein „Dark Pattern“.

Ergebnisse der Studie

Die am häufigsten entdeckten „Dark Pattern“-Kategorien waren laut Studie

  • versteckte Informationen
  • für Verbraucher:innen ungünstige Voreinstellungen
  • „Nagging“-Versuche, also wiederholtes, teilweise aggressives Auffordern, eine bestimmte Handlung vorzunehmen mit dem Ziel, dass Nutzer:innen irgendwann einfach zustimmen, um sich mühsames Wegklicken zu ersparen.
  • schwierige Stornierungs- und Kündigungsmöglichkeiten
  • Zwangsregistrierungen

Für welche(s) Dark Pattern(s) sich ein Unternehmen entscheidet, ist ebenfalls unterschiedlich und hängt auch vom Angebot der Webseite ab. Der Studie zufolge nutzen E-Commerce-Plattformen gern Countdown-Timer und Hinweise auf vermeintliche zeitliche Begrenzungen. „Nagging“-Versuche finden sich insbesondere auf Websites und in Apps aus den Bereichen Gesundheit und Fitness. Bedenklich sei laut Studie die begrenzte Fähigkeit der Durchschnittsverbraucherin/des Durchschnittsverbrauchers, den Einsatz solcher Praktiken zu erkennen. Besonders betroffen davon seien Ältere und Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau.

Fazit?

Das Fazit der Studienautor:innen fällt somit eindeutig aus: Solche Praktiken sollten vollständig verboten werden. In diesem Zusammenhang sieht man auch die EU-Gremien gefordert. Zwar enthalte der geplante Digital Services Act eine Klausel gegen Dark Patterns, die konkrete Formulierung ist den Forscher:innen aber zu allgemein. Um das Problem mit den Dark Patterns in den Griff zu bekommen, sollten einzelne Muster wirklich gezielt untersagt werden.

Zur Studie:

Behavioural study on unfair commercial practices in the digital environment - Publications Office of the EU (europa.eu)

 

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