EU-Konsumentenbarometer liefert Daten zur Situation der Verbraucher:innen in Europa
veröffentlicht am 13.05.2025
Aktuelle Einblicke in Verbrauchervertrauen, Konsumverhalten und Herausforderungen europäischen Konsumentenalltag
Mitte März veröffentlichte die EU-Kommission die diesjährige Ausgabe des EU-Konsumentenbarometers („Consumer Conditions Scoreboard“), eine umfassende Erhebung der Verbraucherbedingungen in Europa. Die zugrundeliegenden Daten stammen aus telefonischen Interviews mit Verbraucher:innen in den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie aus Norwegen und Island, die im November des Vorjahres durchgeführt wurden. Auch in Österreich wurde 1000 Verbraucher:innen befragt.
Das Konsumentenbarometer beschäftigt sich mit Themen wie dem Verbrauchervertrauen in Institutionen und Produkte, dem Wissensstand zu grundlegenden Konsumentenrechten oder mit typischen Problem- und Beschwerdesituationen von Verbraucher:innen. Darüber hinaus werden auch Informationen zu nachhaltigem Konsum und zum Verbraucherverhalten bei Online-Käufen erhoben.
Hohes Verbrauchervertrauen in Österreich
Wie in den Vorauflagen des Konsumentenbarometers zeigen die länderspezifischen Ergebnisse, dass das Vertrauen der Verbraucher:innen in Österreich vergleichsweise hoch ist: 76% der Befragten geben hierzulande an, dass sie beim Schutz ihrer Konsumentenrechte Vertrauen in Behörden und öffentliche Stellen haben. Auch wenn dieser Wert bei der letzten Befragung vor zwei Jahren noch über 80% gelegen war und somit nun etwas zurückgegangen ist, kann man darin dennoch ein erfreuliches Ergebnis sehen, liegt der EU-Durchschnitt doch bei gerade einmal 61%. Den absoluten Spitzenwert im europäischen Vergleich erreichte in Österreich diesmal das Vertrauen der Verbraucher:innen in die Einhaltung der Verbraucherschutzbestimmungen durch Unternehmen (88%; EU: 70%). Ebenso über dem europäischen Schnitt liegen hierzulande das Vertrauen in den Schutz durch Verbraucherschutzorganisationen (69%; EU: 63%) sowie jenes in die Sicherheit von Produkten (71%; EU: 68%).
Erfahrungen mit Verbraucherbeschwerden
Europaweit gibt knapp ein Viertel der Befragten an, nach dem Kauf einer Ware bzw. der Inanspruchnahme einer Dienstleistung Grund zur Beschwerde gehabt zu haben (Österreich: 28%). Die häufigsten Anlaufstellen im Beschwerdefall sind für Verbraucher:innen die Verkäufer:innen, gefolgt von den Hersteller:innen (EU: 85% bzw. 32%; Österreich: 63% bzw. 43%). Erst danach folgen öffentliche Behörden, Europäische Verbraucherzentren und andere außergerichtliche Streitbeilegungsstellen. Bei 5% der EU-weit Befragten hat ein Beschwerdefall schlussendlich in einem Gerichtsstreit mit dem betroffenen Unternehmen gemündet (Österreich: 4%). Als Hauptgründe dafür, trotz Anlass zur Beschwerde letztlich keine Maßnahme ergriffen zu haben, führen die befragten Verbraucher:innen den erwarteten Zeitaufwand (57%) und mangelnde Erfolgsaussichten (51%) an.
Shrinkflation und Skimpflation als Ärgernis
Begriffe wie Shrinkflation (= die Verringerung der Füllmenge von verpackten Waren bei gleichbleibendem Preis) oder Skimpflation (= der Austausch höherwertiger Zutaten durch qualitativ minderwertigere bei gleichbleibendem Preis) sind mittlerweile vielen Verbraucher:innen bekannt. Beschwerden bei Konsumentenschutzeinrichtungen zu solchen Fällen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Diese Wahrnehmung wird nun auch durch das EU-Verbraucherbarometer bestätigt: Europaweit geben 74% der Befragten an, dass die Menge oder Größe eines verpackten Produkts reduziert wurde, während der Preis gleich blieb oder sogar stieg (Österreich: 73%). 52% der Befragten berichten davon, dass sich – bei gleichbleibendem Preis – die Zutaten und die Qualität eines verpackten Produkts verschlechtert habe (Österreich: 56%).
Online-Shopping wird immer wichtiger, führt aber auch zu Problemen
Wenig überraschend ist, dass Online-Käufe im Verbraucheralltag eine immer größere Rolle spielen. Rund drei von vier Befragten geben EU-weit an, in den letzten Monaten online Waren bezogen zu haben. Dies bedeutet einen Anstieg zu den Ergebnissen der letzten Befragung von vor zwei Jahren. Auch die Ergebnisse für Österreich spiegeln diesen Trend wider (74% im Vergleich zu 68% bei der Vorauflage). Auffällig ist, dass österreichische Verbraucher:innen überdurchschnittlich häufig grenzüberschreitend online einkaufen: Ist es im EU-Durchschnitt nur etwa jede:r Dritte, gab in Österreich beinahe die Hälfte der Befragten an, in den letzten Monaten Waren aus einem anderen EU-Staat übers Internet gekauft zu haben.
Mit dem fortschreitenden Anstieg von Online-Einkäufen gehen auch problematische Online-Praktiken einher, die von Verbraucher:innen wahrgenommen werden. Zwei von drei EU-weit Befragten geben an, dass sie regelmäßig Zweifel an der Echtheit von Online-Kundenbewertungen haben. EU-weit berichten 40% von Fällen personalisierter Preisfestsetzung, bei denen sie für ein und dasselbe Produkt andere Preise angezeigt bekommen haben als Freunde oder Verwandte.
Ein Ärgernis für Verbraucher:innen im Online-Bereich sind auch sogenannte „Dark Patterns“ – also Designtricks, die auf Internetseiten oder in Apps genutzt werden und Nutzer:innen dazu bringen sollen, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht tun wollten, zum Beispiel etwas kaufen oder sich für einen bestimmten Dienst registrieren. 40% der Verbraucher:innen geben an, dass sie im Internet immer wieder verwirrenden oder einseitig dargestellten Informationen begegnen, die ihre Entscheidungsfindung beeinflussen. In Österreich berichten sogar 54% der Befragten von derartigen Erfahrungen.
Umweltaussagen
Die Umfrage zeigt, dass das Vertrauen in Umweltaussagen auf Produkten in Österreich besonders stark ausgeprägt ist: 71% der hierzulande Befragten attestieren Umweltaussagen eine im Großen und Ganzen gute Verlässlichkeit. Nur in Malta ist dieser Wert noch höher (75%), der europäische Durchschnitt liegt bei 50%. Die Frage, ob die Auswirkungen ihrer Konsumentscheidungen auf die Umwelt eine Rolle bei Kaufentscheidungen spielt, bejahen hierzulande 56% der Befragten (EU: 43%). Als Haupthindernisse dafür, bei Konsumentscheidungen stärker auf Nachhaltigkeitsaspekte zu achten, werden in der Befragung auf EU-Ebene der tendenziell höhere Preis für nachhaltige Produkte (67%), Unklarheiten über die tatsächliche Nachhaltigkeit (62%) sowie Zweifel an Informationen zu Umweltaspekten genannt (62%).
Das europäische Konsumentenbarometer sowie weiterführende Informationen der EU-Kommission dazu finden Sie hier (nur auf Englisch verfügbar).