Impfreisen - ein fragwürdiges Geschäftsmodell

veröffentlicht am 31.03.2021

Das Nützliche mit dem Schönen verbinden – angesichts der Tatsache, dass Corona-Impfstoffe in vielen europäischen Ländern derzeit noch Mangelware sind, setzt die Reisebranche in Europa auf das Geschäftsmodell Impfreisen. Angebot: drei bis vier Wochen Urlaub mit einer Impfung zu Beginn und einer am Ende der Reise. 

Spritze mit Coronavirusmodell, © Ivan Diaz on Unsplash

Gründe, warum man besser die Finger davon lassen sollte:  


  • Mit 31 Mio. bestellten Impfdosen wird in Österreich ausreichend Impfstoff für jede Person, die sich impfen lassen möchte, kostenlos zur Verfügung stehen. Eine Auslagerung der Impfung in ein anderes Land ist nicht notwendig.
  • Veranstalter von solchen Impfreisen weisen allfällige Haftungsfragen von sich und übernehmen keine Verantwortung bei einer medizinischen Entscheidung, die der Reisende auf eigenes Risiko und Verantwortung trifft.
  • Im Fall von Impfstoffen, die in der EU nicht zugelassen sind, wäre kein Anspruch auf Entschädigung laut Impfschadengesetz gegeben.
  • Das österreichische Ärztegesetz, welches die rechtliche Grundlage zur Ausübung des ärztlichen Berufes bildet und damit die Rechte und Pflichten der in Österreich tätigen Ärztinnen und Ärzte normiert, kann auf die Durchführung einer Impfung im Ausland nicht angewandt werden. Daher hätte der Reisende sich an den lokal geltenden Rechten zu orientieren. 

Ob sich ein Impftourismus durchsetzen wird, ist mehr als fraglich. Die derzeitigen Angebote von Impfreisen sind sehr vage – vor allem wohin die Reise gehen soll, lässt sich unter anderem angesichts verschiedener Einreise- und Reisebeschränkungen zum jetzigen Zeitpunkt unter Umständen gar nicht sagen.

Das Thema Impfreisen wirft viele rechtliche, aber auch ethische Fragen auf. Impfen ist eine gute Sache, Reisen auch, beides zusammen nicht zwingend. Sowohl Impfen wie auch Reisen werden - unabhängig voneinander - mit etwas Geduld und in absehbarer Zeit möglich sein. Vertrauen wir darauf! 

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