„Lockdown Generation“

veröffentlicht am 15.04.2021

Umfrage zeigt: Jugendliche wünschen sich vor allem soziale Kontakte

Junge Frau mit dunklen Haaren, FFP2 Corona-Maske und Brille, ©  Getúlio Moraes on Unsplash
Die Corona Pandemie ist eine große Belastung für alle Menschen, jede/r hat damit zu kämpfen, möglichst gut durch die Krise zu kommen.

Besonders benachteiligt sind auch Kinder und Jugendliche, deren Alltag seit mehr als einem Jahr alles andere als „normal“ ist. Sie leiden besonders unter den momentanen Gegebenheiten, wie auch eine aktuelle Umfrage der Bundesjugendvertretung (BJV) belegt.

Umfrage unter Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit

Normalerweise sind Kinder- und Jugendorganisationen ein wichtiger Platz für Begegnung, soziales Lernen und Austausch. Das Recht auf Spiel, Erholung und Freizeit ist sogar in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben.

Um die Bedeutung dieser Rechte und Wünsche zu bekräftigen, wurde im Jänner und Februar 2021 in Jugendzentren und bei in der mobiler Jugendarbeit Tätigen nachgefragt, wie sich Covid-19 auf ihre Arbeit und auf die Kinder und Jugendlichen selbst auswirkt.

200 Jugendarbeiter/innen haben sich beteiligt, die teilnehmenden Organisationen arbeiten großteils auf Landesebene und kommen aus den verschiedenen Bereichen. Lockdown Generation — Umfrage zu Auswirkungen von Covid-19 auf außerschulische Kinder- und Jugendarbeit (bjv.at)

 Auswirkung auf die Arbeit der Organisationen

Wegen der Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Krise mussten die Programme stark reduziert werden. Auch wenn versucht wurde mit digitalen Angeboten einen gewissen Ausgleich zu schaffen, konnten etliche Jugendliche, besonders die Jüngeren, gar nicht mehr von der außerschulischen Jugendarbeit profitieren. In mehreren Organisationen waren bzw. sind auch nicht ausreichend Ressourcen und technisches Wissen vorhanden.

Viele der Vereinigungen arbeiten hauptsächlich mit ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, manche davon waren den Herausforderungen nicht immer gewachsen und sind ausgeschieden. Negative finanzielle Auswirkungen (fehlende Veranstaltungen und Spenden) führten dazu, dass auch hauptamtliche Kräfte gekündigt wurden. Durch den Wegfall der persönlichen Kontakte sind auch die Mitgliederzahlen gesunken.

Unterstützungsleistungen durch die öffentliche Hand wurden hauptsächlich von größeren Organisationen in Anspruch genommen; bei Kleineren fehlten die Informationen darüber oder die personellen Kapazitäten, um relevante Zuschüsse zu beantragen.

 Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

Die schon in mehreren Studien untersuchten katastrophalen Auswirkungen der Pandemie auf die psychische und soziale Entwicklung von jungen Menschen wurden auch in dieser Umfrage bestätigt.

Als die schwerwiegendsten Folgen werden die Vereinsamung und die fehlenden sozialen Kontakte genannt, diese wirken sich verständlicherweise auch auf die psychische Gesundheit aus.

Jugendorganisationen bieten Raum und Gelegenheiten Konflikte innerhalb der Familie auszugleichen, soziale Kompetenzen zu erlernen, Kontakte zu knüpfen, Informationen zu erhalten etc. Diese Möglichkeiten sind jedoch durch die Verlagerung auf ausschließlich digitale Kommunikationsmöglichkeiten massiv eingeschränkt.

Da die Kinder und Jugendlichen durch den online Unterricht und die digitalen Unterhaltungsmöglichkeiten schon mehrere Stunden vor dem Bildschirm verbringen, besteht wenig Interesse Freizeitgestaltung auch noch online zu erleben. In vielen Fällen sind auch die technischen Voraussetzungen mangelhaft oder es fehlt an digitalen Kompetenzen.

Auch Univ.-Prof. Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien betont: „Kinder und Jugendliche brauchen soziale Kontakte um psychisch gesund aufwachsen zu können. Je älter sie werden umso bedeutsamer wird die Gleichaltrigen-Gruppe um wichtige Entwicklungsschritte machen zu können, sich selbst auszuprobieren und Rückmeldungen von anderen zu bekommen. (…)“

Notwendige Schritte in der Zukunft

Zum Zeitpunkt der Umfrage war in Aussicht gestellt, dass die Zentren bald wieder öffnen könnten. Durch die negativen Entwicklungen und den neuerlichen Lockdown wird es jedoch noch einige Zeit dauern, bis alle ihre Arbeit aufnehmen können.

Trotzdem hoffen alle in der Jugendarbeit Beschäftigten auf baldige Lockerungen und geben an, auf die Öffnung gut vorbereitet zu sein. Mehr als 90% der  Organisationen haben bereits ein Präventionskonzept ausgearbeitet und verfügen über COVID-19-Beauftragte.

Die BJV-Vorsitzende Isabella Steger betont: „Jugendliche sehnen sich nach Normalität und sozialen Kontakten und ziehen sich gleichzeitig immer mehr zurück. Dies beobachten wir als gesetzliche Interessenvertretung von Kindern und Jugendlichen mit Sorge.“

Die BJV fordert, dass die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit besser abgesichert werden muss um alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen und Ausfälle abfangen zu können.

Somit wären z.B. Sommercamps oder andere Sommerangebote wieder möglich, damit ein Teil der entstandenen Defizite zumindest ein wenig ausgeglichen werden kann.




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