Uber - Segen oder Fluch?

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Schnell, zuverlässig, komfortabel und günstig. Dafür steht Uber. Doch nicht jeder kennt die Kehrseite der Medaille. Hinter diesem bequemen Service stecken nämlich auch Ausbeutung und die Verdrängung traditioneller österreichischer Unternehmen. Das Oberlandesgericht Wien (OLG) hat nun die einstweilige Verfügung des Handelsgerichts bestätigt.

Uber im Selbsttest

Ich öffne die App, bestelle ein Auto und drei Minuten später ist Konstantin da. Ich steige ein, und er bringt mich in 25 Minuten vom Praterstern zum Westbahnhof. Ich drücke ihm einen Euro Trinkgeld in die Hand, und die Sache ist erledigt. Abgerechnet wird bequem per Kreditkarte, ich bezahle an diesem verregneten Samstagabend zehn Euro.

Während der Fahrt stelle ich mir die Frage, wie dieser Service so günstig angeboten werden kann. Ein Fahrer ist inklusive Anfahrtsweg eine halbe Stunde beschäftigt; er hat sein Auto und die Tankkosten zu bezahlen. Darüber hinaus sind noch Steuern zu entrichten. Deshalb frage ich bei Konstantin nach, wie so ein Angebot denn überhaupt rentabel sein könne. Der junge Mann erzählt mir, dass er für ein Unternehmen arbeitet, das seinerseits Geschäftspartner des kalifornischen Fahrdienstvermittlers sei. Uber bietet nämlich nicht selbst seine Fahrzeuge an, die Fahrten werden von Subunternehmern durchgeführt.

Uber betreibt in Österreich ausschließlich die App, die Arbeit beschränkt sich also auf die Vermittlung von Kunden. Konstantin erhält 30% des Fahrpreises, Uber 25 % und die restlichen 45% erhält sein Chef. Ich rechne nach und stelle fest, dass Konstantin an mir gerade einmal 3 Euro verdient hat. Ich frage ihn vorsichtig nach seinem Gehalt. Er erzählt, dass er in 12 Stunden durchschnittlich € 40 - €50 verdient. Am Wochenende des Nachts können es bis zu € 70 sein. Trinkgeld geben die wenigsten, meint er.

Geschäftsmodell Monopolstellung

Das Geschäftsmodell von Uber ist typisch für die „new economy". Investoren pumpen gigantische Geldmengen in eine Vision. Mit diesem Kapital wird versucht, günstigeres und praktikableres Service als die Konkurrenz anzubieten.

Die Strategie dahinter ist, jegliche Mitbewerber vom Markt zu drängen und dadurch eine Monopolstellung zu erlangen. In weiterer Folge werden Preise und Service ohne Konkurrenzdruck bestimmt. Uber schreibt bis dato rote Zahlen, im Geschäftsjahr 2017 wurde ein Verlust von 4,5 Milliarden Euro verzeichnet.

Dass ein solches, auf die Errichtung einer Monopolstellung ausgelegtes Geschäftsmodell funktionieren kann, beweist Amazon. Der Megakonzern aus Seattle konnte erst knapp 10 Jahre nach seiner Gründung die ersten Gewinne verbuchen und schreibt erst seit 2015 regelmäßig schwarze Zahlen. Die Anleger danken, der Börsenpreis hat sich seit 2015 mehr als vervierfacht.  

Oberlandesgericht bestätigt einstweilige Verfügung

Uber kann seine Dienste auch deshalb so billig anbieten, weil es den Konzessionen des Mietwagengewerbes - und nicht des Taxigewerbes - unterliegt. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass deutlich strengere Anforderungen an die Ausbildung der Taxilenkerinnen und -lenker bestehen und dass MietwagenfahrerInnen eine Fahrt in der Zentrale annehmen, die KundInnen von A nach B bringen und dann wieder an ihren Unternehmenssitz zurückkehren (sogenannte Rückkehrpflicht). So zumindest die Theorie. Praktisch war es aber bislang so, dass UberfahrerInnen diese Rückkehrpflicht kaum einhielten. Dieser Umstand führte neulich zu einem Rechtsstreit.

Das Taxiunternehmen 40100 klagte, da es der Meinung war, dass Uber gegen die geltenden Regeln des Mietwagengewerbes verstoße. Das Handelsgericht folgte der Ansicht von 40100 und verpflichtete Uber, die gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten. Uber adaptierte daraufhin sein System, ist aber weiterhin der Meinung, dass MietwagenfahrerInnen nur dann an die Betriebsstätte zurückkehren müssten, wenn nicht bereits ein neuer Auftrag vorliege, der in der Betriebsstätte eingegangen sei. Dieser Ansicht erteilte das Oberlandesgericht eine klare Absage, es bestätigte die einstweilige Verfügung.

„Doch lieber Taxi?"

Am Ende meiner Fahrt mit Konstantin komme ich ins Grübeln. Ich stelle mir die Frage, ob diese Ersparnis das Leid anderer Menschen wert ist. Ich frage mich auch, ob eine durch Monopole gezeichnete Zukunft erstrebenswert ist, und welche Folgen das für uns alle hat.

Vielleicht nehme ich nächstes Mal doch wieder ein Taxi.

                                                                           Florian Schindler                                                                       

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