Abwasser: Eine vernachlässigte Ressource

veröffentlicht am 11.05.2023

Mittlerweile dürfte es weitverbreitetes Bewusstsein darüber geben, dass Trinkwasser ein kostbares Gut und in Österreich zum Glück in bester Qualität vorhanden ist

Kläranlage, Detail von Klärbecken, © User 5056468 auf pixabay
Allerdings ist auch in Österreich Wasser keine endlose Ressource. Die Klimakatastrophe und der steigende Bedarf zwingen dazu, das Bewusstsein zu schärfen und auch Abwasser als wertvolle Ressource zu erkennen. 

Begrenzte Trinkwasservorkommen

Durch übermäßige Verwendung, Verschmutzung und den Klimawandel wird das Wasser auch in Österreich immer knapper. Häufige Meldungen über ausgetrocknete Seen und sinkendes Grundwasser geben Anlass zur Sorge. Noch kritischer wird es, wenn man es global betrachtet:  Zwei Drittel der Weltbevölkerung leben heute in Regionen, die mindestens einen Monat pro Jahr von Wasserknappheit betroffen sind. Etwa 500 Millionen Menschen leben in Gebieten, in denen der Wasserverbrauch die Menge der lokal verfügbaren erneuerbaren Wasserressourcen um das Doppelte übersteigt, so die Zeitschrift Konsument in ihrem Beitrag von März 2023.

Umso wichtiger wird es, Abwasser nicht mehr bloß als Entsorgungsproblem, sondern als alternative Quelle der Wasserversorgung zu sehen.

„Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung“

Eines der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen lautet: „Bis 2030 die Wasserqualität durch Verringerung der Verschmutzung, Beendigung des Einbringens und Minimierung der Freisetzung gefährlicher Chemikalien und Stoffe, Halbierung des Anteils unbehandelten Abwassers und eine beträchtliche Steigerung der Wiederaufbereitung und gefahrlosen Wiederverwendung weltweit verbessern.“

Abwasser ist längst als Ressource zur Wasserrückgewinnung, für Energie, Nährstoffe sowie für die Ernährungs- und Energiesicherheit und den Klimaschutz erkannt. Vor allem in ärmeren Ländern ist die Erreichung dieses Ziels existentiell.

Wohin mit dem Abwasser

Derzeit wird weltweit mehr als 80% des Abwassers ohne nennenswerte Behandlung direkt in die Umwelt abgeleitet. Dadurch werden nicht nur die Umwelt und die Gesundheit geschädigt, es gehen auch wertvolle Stoffe verloren.

Der UN-Wasserbericht „Abwasser. Die ungenützte Ressource“ legte 2017 dar, dass Abwasser eine einfach verfügbare und wertvolle Ressource in der Kreislaufwirtschaft ist. Ökologische Nachhaltigkeit durch das Einsparen von Ressourcen lässt sich daher mit einer Wirtschaftsentwicklung verbinden.

Die zentrale Botschaft dieses UN-Weltwasserberichts: Abwasser darf nicht länger als notwendiges Übel, sondern müsse als Teil der Lösung betrachtet werden.

Potenzial von Abwasser und Klärschlamm

Aus dem Abwasser ist z.B. eine Rückgewinnung von Stickstoff und Phosphor möglich, diese Stoffe können wiederum als Düngemittel eingesetzt werden. Der daraus erzielte Ertrag kann wieder für die Abdeckung der Kosten der Wasseraufbereitung eingesetzt werden.

Im Nahen Osten, in Nordafrika, Australien, im Mittelmeerraum, in China, Mexiko und den USA, ist die Nutzung kommunalen Abwassers bereits weiter verbreitet. Für den europäischen Raum bedarf es noch einiger Anreize um das Potential zu erkennen.

Aufklärung und Akzeptanz  

Die gesellschaftliche Akzeptanz, das wiederaufbereitete Abwasser als qualitativ wertvoll zu sehen, ist noch relativ gering. Die dahinter stehende hochentwickelte Wissenschaft und Technik ist für Lai:innen nicht ausreichend bekannt, die Abscheu vor „schmutzigem“ Wasser sitzt tief. Konsument:innen sollten mit gezielten Aufklärungskampagnen über die gesundheitliche Unbedenklichkeit von gereinigtem Abwasser informiert werden.
Die Länder des globalen Südens benötigen Unterstützung, um kleine, dezentral organisierte Aufbereitungssysteme zu errichten, mit denen auch entlegene Regionen versorgt werden können.

Projekte in Österreich

Der mineralische Phosphor, die Basis für Dünger, ist ein seltener, teurer und knapp werdender Rohstoff.  Deshalb bekommt die Rückgewinnung von Phosphor aus dem Abwasser auch in Österreich einen immer höheren Stellenwert.

Laut dem Bundes-Abfallwirtschaftsplan 2023 soll künftig verstärkt Phosphor aus dem kommunalen Klärschlamm gewonnen werden.

In Linz wurde im Jahr 2021 ein Großversuch mit mehreren hundert Tonnen Klärschlamm-Asche erfolgreich durchgeführt. Auch die Stadt Wien beschäftigt sich seit längerem mit Verfahren für die Verwertung der Wiener Klärschlamm-Asche zur Rückgewinnung des darin enthaltenen Phosphors und anderer Wertstoffe.

Mehr dazu können Sie hier nachlesen Abwasser: Eine vernachlässigte Ressource | KONSUMENT.AT

Dieser kurze Film vom WDR „Planet Wissen“ zeigt anschauliche wie es funktionieren kann und welche neue Fragen sich zu diesem Thema ergaben: Wie sich aus Klärschlamm Phosphor gewinnen lässt - Planet Wissen - Sendungen A-Z - Video - Mediathek - WDR

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