Das „Leben lernen“ in der Schule

veröffentlicht am 20.07.2021

Umfrageergebnisse zur Vorbereitung junger Menschen auf das tägliche Leben in der Gesellschaft 

Der Umgang mit Geld, eine Steuererklärung schreiben oder ein gesundes Essen kochen – sollen solche Alltagskompetenzen zukünftig im Schulunterricht vermittelt werden?

Alle Eltern wünschen sich nur das Beste für das eigene Kind und da wird auch bei der Schulbildung keine Ausnahme gemacht. Doch obwohl die Stundenpläne schon gut gefüllt sind, steht nun die Frage im Raum, ob Kinder und Jugendliche in ihrer schulischen Laufbahn auch sogenannte Alltagskompetenzen, also Kompetenzen, die ihnen den Alltag erleichtern, erlernen sollten. Dazu hat auch die School Education Gateway, Europas online Plattform für schulische Bildung, eine Umfrage durchgeführt, an der unter anderem Lehrkräfte verschiedener Stufen, Schulleiterinnen und Schulleiter und auch Elternteile teilgenommen haben. Insgesamt nahmen 547 Personen aus 37 Ländern an der Umfrage teil.

Unterricht im Klassenzimmer, © monkeybusinessimages

Was genau wurde untersucht?

Im Fokus der Umfrage steht das Erlernen der Alltagskompetenzen. Dazu wurde auch untersucht, ob Kinder solche Alltagskompetenzen im praktischen Leben selbst erlernen oder die Notwendigkeit besteht, diese in den Lehrplan einzubauen. Ebenfalls untersucht wurde, welche Bezugspersonen hierbei die wichtigste Rolle innehaben und in welchem Alter das Erlernen solcher Kompetenzen am sinnvollsten wäre. Zudem werden in der Umfrage auch die Punkte eruiert, die das Leben in der Gesellschaft am besten beschreiben.

Was sind die zentralen Ergebnisse?

Die Umfrage ergab, dass die Mehrheit (75 %) der Meinung ist, dass diese Alltagskompetenzen nicht auf natürlichem Wege erworben werden. Die wichtigsten Bezugspersonen für die Entwicklung der Alltagskompetenzen von Kindern sind die Eltern (86 %), gefolgt von den Lehrkräften (56 %).

Des Weiteren sprachen sich 86 % definitiv dafür aus, dass die Alltagskompetenzen in den schulischen Lehrplan eingebaut werden sollten. Etwa die Hälfte der Befragten (47 %) stimmte zu, dass diese fächerübergreifend behandelt werden könnten. Des Weiteren waren knapp ein Drittel (27 %) der Ansicht, dass es ein eigenes Fach für Alltagskompetenzen geben sollte. 

Auch das Alter, in dem die Kinder und Jugendlichen die Alltagskompetenzen erlernen sollten, wurde untersucht. So sprach sich rund jede zweite Befragte bzw. jeder zweiter Befragter dafür aus, dass diese Kompetenzen in jeder Schulstufe vermittelt werden sollte. Die Mehrheit (58 %) ist auch der Meinung, dass es im praktischen Leben vor allem auf den effektiven Umgang mit Fragestellungen und Problemen ankommt, die im täglichen Leben häufig auftreten. 

Alle Umfrageergebnisse zum Nachlesen finden Sie hier.

Was können wir daraus lernen?

In Österreich gibt es seit den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts das Unterrichtsprinzip Wirtschaftserziehung und VerbraucherInnenbildung, das im Jahr 2015 durch einen Grundsatzerlass konkretisiert wurde. Auch wenn man jetzt im schulischen Zusammenhang von „überfachlichen Kompetenzen“ spricht, handelt es sich doch immer um das gleiche: junge Menschen sollen in einer ökonomisch durchwirkten Lebenswelt orientierungsfähig und handlungskompetent zu einem selbständigen Urteil fähig sein und auch nach moralischen Kategorien entscheiden.

Diese überfachlichen Kompetenzen sollen laut Bildungsministerium in mehreren Schulfächern zur Anwendung kommen, was in der Vergangenheit eher dazu geführt hat, dass sich Lehrkräfte mit dieser Aufgabe – neben der Erfüllung der Vorgaben des Lehrplans - überfordert gesehen haben.

Mittlerweile gibt es eine Reihe von online-Materialien, die Lehrkräfte dabei unterstützen, die oft auch für sie neuen Themen den Schülerinnen und Schülern nahe zu bringen. In einer Zeit des immer schneller werdenden Wandels und der immer größer werdenden Herausforderungen – Stichwort: Digitalisierung - kann es dabei durchaus auch vorkommen, dass die Beteiligten gegenseitig voneinander lernen, was wiederum große Offenheit erfordert.

Der tatsächliche Stand der Anwendung der Verbraucherbildung in der Schule kann schwer eingeschätzt werden und ist wohl von Schule zu Schule und von Lehrkraft zu Lehrkraft unterschiedlich. Zweifellos hat sich vieles verbessert; zweifellos ist noch viel zu tun! 


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