Finfluencer:innen: Die neue Macht auf Social Media
veröffentlicht am 26.07.2024
Wie Finanz-Influencer:innen junge Anleger:innen beeinflussen und welche Risiken das birgt
Finfluencer wie Professor Finanzen und Immo Tommy gewinnen auf Social Media immer mehr Einfluss. Doch was steckt hinter ihren Ratschlägen, und welche Gefahren lauern für unerfahrene Anleger:innen?
Finfluencer:innen auf dem Vormarsch
Finfluencer wie Ibo Ahmiane, bekannt als "Professor Finanzen", erfreuen sich wachsender Beliebtheit auf Plattformen wie Instagram und TikTok. Mit seinem markanten Stil und seinen Tipps zur Geldanlage hat Ahmiane eine riesige Anhängerschaft aufgebaut: 631.000 Follower auf Instagram und 1,6 Millionen auf TikTok. Zusammen mit anderen Finfluencer:innen beeinflusst er das Verhalten einer jungen Generation von Anleger:innen, die ihr Wissen zunehmend aus sozialen Medien bezieht.
Die Rolle der Pandemie
Mit der Coronapandemie stieg das Interesse am Aktienmarkt sprunghaft an, insbesondere unter jungen Menschen. Laut dem Deutschen Aktieninstitut investierten 2023 rund 4,1 Millionen Menschen unter 39 Jahren an der Börse, während es sechs Jahre zuvor nur 905.000 waren. Viele dieser neuen Anleger:innen informieren sich über Social Media, was das Angebot an Finanzinhalten auf diesen Plattformen rapide wachsen ließ.
Werbung und Grauzonen
Während die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin und Verbraucherschützer:innen vor den Risiken von Finfluencer:innen-Ratschlägen warnen, bewegen sich diese in einer rechtlichen Grauzone. Individuelle Anlageberatung ist nur registrierten Finanzdienstleistern erlaubt, doch allgemeine Ratschläge und Werbung für Wertpapiere dürfen auch Laien geben. So würde Ahmiane in seinen Reels (=Kurzvideos) regelmäßig Aktien als "Geheimtipps" präsentieren, ohne die notwendigen Hintergrundinformationen zu liefern, was zu Fehlentscheidungen bei Anleger:innen führen kann.
Warnung vor selbsternannten Experten
Die BaFin und Verbraucherschützer:innen betonen die Gefahren durch unqualifizierte Finfluencer:innen. Viele dieser Influencer:innen sind nicht transparent im Hinblick auf ihre Qualifikationen, und hohe Follower-Zahlen sind kein verlässlicher Indikator für Seriosität. Eine Studie des Swiss Finance Institute zeigte, dass viele Finfluencer:innen schlechtere Renditen erwirtschaften als der Gesamtmarkt, was ihre Empfehlungen für Anleger oft kontraproduktiv macht.
Gefährliche Finanzprodukte
Besonders problematisch sind Finfluencer:innen, die für komplexe und riskante Finanzprodukte wie Derivate oder Day-Trading werben. Solche Produkte können zu erheblichen Verlusten führen, weshalb Verbraucherschützer wie Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg vor diesen Angeboten warnen. Ramona Pop vom Verbraucherzentrale Bundesverband fordert ein Verbot der Werbung für besonders gefährliche Anlageprodukte durch Influencer:innen.
Transparenz und Regulierung
Während einige Finfluencer:innen wie die Betreiber des YouTube-Kanals "Finanzfluss" transparent über ihr Geschäftsmodell und ihre Einnahmen informieren, bleibt bei vielen anderen unklar, wie sie finanziert werden. Neue gesetzliche Regelungen könnten hier mehr Klarheit schaffen. Das EU-Parlament arbeitet an einer Strategie, die Unternehmen für die Aussagen von Finfluencer:innen haftbar machen soll. Allerdings wird das entsprechende Gesetz frühestens 2026 in Kraft treten.
Fazit: Vorsicht bei Finfluencer:innen-Ratschlägen
Finfluencer:innen haben erheblichen Einfluss auf junge Anleger:innen, doch ihre Ratschläge sind oft mit Vorsicht zu genießen. Informieren Sie sich stets umfassend und folgen Sie nicht blind den Empfehlungen aus sozialen Medien. Ein kritischer Blick und unabhängige Beratung sind unerlässlich, um finanzielle Verluste zu vermeiden.
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