Ultra-Fast-Fashion

veröffentlicht am 09.03.2022

Manipulative Apps verleiten Kinder und Jugendliche zu exzessiven Mode-Käufen

bunter Kleiderhaufen, © photos.offerup.com
In den letzten 20 Jahren hat sich die weltweite Textilproduktion mehr als verdoppelt, ungefähr 100 Milliarden Kleidungsstücke werden laut Greenpeace Jahr für Jahr verkauft. Und diese werden immer seltener getragen.

In sehr kurzer Zeit und in großer Stückzahl werden sehr viele Kollektionen billigst auf den Markt gebracht. Teilweise sind in den sozialen Netzwerken Kleidungsstücke zu sehen, die noch gar nicht produziert sind. Abhängig von den Likes und Kommentaren können die Unternehmen entscheiden, was rasch produziert werden soll.

Die Qualität der Ware und die Arbeitsbedingungen bleiben dabei verständlicherweise auf der Strecke.

SHEIN App

Die Seite dieses Konzerns ist die am häufigsten besuchte Fashion-Website der Welt. Warum sind die Zugriffszahlen so hoch?

SHEIN ist allgegenwärtig auf den beliebtesten sozialen Netzwerken zu finden.  Social Media befeuern das Gefühl von direkter Verfügbarkeit und wecken Besitzwünsche. Trends oder bestimmte Kleidungsstile werden sofort übernommen und entsprechend angeboten. Zudem betreibt das Unternehmen extremes Influencer:innenmarketing: Die Online-Stars bewerben die Produkte und beeinflussen somit das Kaufverhalten ihrer Fans.

Die App ist sehr manipulativ aufgebaut; mit reißerischen Rabattangeboten, Gutscheinen, Gratis -Geschenken und anderen Tricks sollen vor allem jugendliche Käufer:ininnen angelockt werden. Mit sogenannten „Dark Patterns“ – z.B. zeitbegrenzte Rabatte, die mit Countdowns herunterlaufen - wird zum übermäßigen Kaufen anregt und die Nutzer:innen an die App gebunden.

Die deutsche Medienratgeberinitiative SCHAU HIN! bewertet die SHEIN-App folgendermaßen: „Generell dreht sich in der SHEIN-App alles um das Sammeln von Punkten, mit denen Geld beim Einkauf gespart werden kann. Allerdings verfallen sie auch nach einiger Zeit wieder – so wird der Druck erhöht. Die Punkte erhalten Nutzer:innen einerseits durch das tägliche Öffnen der App, sodass diese ständig präsent ist. Außerdem bringt jeder Kauf neue Punkte, was dazu anregen soll, immer weitere zu tätigen. Andererseits lassen die Punkte sich auch verdienen: in Challenges oder durch Bewerbung der Produkte bei FreundInnen. Zudem werden in Livestreams in der App, die sich um Sales drehen, auch große Mengen an Punkten verlost und Schatztruhen angeboten, die an Lootboxen erinnern. Besonders kritisch ist zu bewerten, dass es in der SHEIN-App auch glücksspielähnliche Games zu finden sind. Solche Dark Patterns machen die Nutzung der App unsicher für Heranwachsende – selbst dann, wenn diese die Anwendung zunächst ohne Kaufintentionen, sondern nur aus Interesse herunterladen.“ Fast-Fashion-Apps: Vorsicht vor Manipulation von Kindern – SCHAU HIN! (schau-hin.info)

 Die Auswirkungen der (Ultra)-Fast-Fashion

Fast Fashion steht aus ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen in der Kritik.

Die schnell, in großer Zahl (täglich kommen z.B. bei SHEIN bis zu 7.000 neue Produkte hinzu) produzierten und extrem billig verkauften Stücke sind eine enorme Belastung für die Umwelt. Die Wegwerf-Ökonomie wird gefördert und die Tatsache, dass die Teile zu fast 100% aus „Plastik“ (Polyester, Acryl) bestehen, vergrößert das Müll-Problem.

Wie groß die Umweltbelastungen durch die Textilindustrie tatsächlich sind, erfahren Sie anschauliche z.B. auf dieser Seite.

Hier wird klar, dass die Wegwerf-Mode dieses Problem weiter anheizt.

Dass die in der Modeindustrie Beschäftigten oft unter schweren Arbeitsbedingungen leiden und extrem schlecht belohnt werden, ist mittlerweile auch bekannt. Konzerne wie Shein, ASOS, Boohoo oder Missguided tragen dazu maßgeblich bei.

Wie man Kindern und Jugendlichen sensibilisieren kann

Für junge NutzerInnen ist es fast unmöglich, der Online-Präsenz von Ultra-Fast-Fashion-Konzernen wie SHEIN zu entgehen. Die mobile App ist schon für 12-Jährige freigegeben.

Deshalb sollten Eltern ihre Kinder im Umgang mit solchen Apps begleiten; nehmen Sie Anteil daran, was für die Kinder gerade wichtig ist. Besprechen Sie die Wünsche und das Konsumverhalten auch in Zusammenhang mit den Umweltbelastungen. Die Nachhaltigkeitsversprechen dieser Seite sind plumpes „green washing“.

Nützen Sie die technischen Möglichkeiten, die vor überbordenden Ausgaben schützen können; In-App-Käufe deaktivieren, Push-Nachrichten ausschalten, Bestell- und Bezahlvorgänge begleiten, Nutzungsbedingungen gemeinsam studieren etc.

Eine wirkliche Alternative wäre Second-Hand Mode. Sowohl im Internet als auch in diversen Geschäften lassen sich originelle Teile, vielleicht sogar Designermodelle, in besserer Qualität zu günstigen Preisen und vor allem viel umweltschonender entdecken.

Wenn Sie mehr zum Thema Fast-Fashion erfahren wollen, empfehlen wir diesen Artikel: Shein: Der katastrophale Stoff, aus dem Teenieträume sind - Utopia.de

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