Schlichtungsverfahren im Bahnbereich: Mit welchen Herausforderungen sind Reisende konfrontiert?

veröffentlicht am 13.08.2024

Bei der apf erhalten Fahrgäste kostenlose Unterstützung und Beratung.

Die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) ist seit ihrer Gründung im Jahr 2015 für die außergerichtliche Streitbeilegung im Bahn-, Fernbus-, Schiffs- und Flugverkehr zuständig. Bis 2023 wurden im Bahnbereich über 5.600 Schlichtungsverfahren abgeschlossen und mehr als 650.000 Euro für Reisende zurückgeholt.

Anträge sowie abgeschlossene Verfahren stark angestiegen

Logo der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte, © apf

Wurden zum Start der Schlichtungsstelle im Bahnbereich im Jahr 2015 noch 287 Verfahren abgeschlossen, betrug die Anzahl 2023 978 Verfahren. Die Steigerung hängt mit dem ebenfalls hohen Zuwachs der Anträge zusammen. Ein Großteil der Fälle betrifft Ticket-Erstattungen, Probleme im Nachtzugverkehr und Einsprüche bei Strafzahlungen.

Von den insgesamt 650.000 Euro, die seit 2015 erwirtschaftet wurden, entfielen ca. die Hälfte auf die letzten beiden Kalenderjahre. Insgesamt werden die Schlichtungserträge im Bahnbereich also höher. Dies ist durch den Interessenszuwachs beim Nachtreiseverkehr und internationalen Streckenverbindungen erklärbar. Fällt ein Zug aus, muss das Bahnunternehmen z.B. Hotelübernachtungen erbringen.

Herausforderung durch immer komplexere Tarifsysteme

Zu den wiederkehrenden Problemen für Passagiere gehört die zunehmende Unübersichtlichkeit bei den Bahntarifen. Denn Bahnunternehmen und Verkehrsverbünde haben jeweils ihre eigenen Preissysteme entwickelt, welche durch neue Mechanismen immer komplizierter werden. Dazu kommen kontingentierte Modelle wie Sparschiene- (ÖBB) und WESTsuperpreis-Tickets (WESTbahn), die günstiger, aber dafür Zug-gebunden sind. All diese Faktoren führen dazu, dass der Kauf von Tickets für die Fahrgäste immer undurchsichtiger wird. Eine Erleichterung in dieser Hinsicht bietet bisher das Klimaticket, das die Nutzung fast aller öffentlichen Verkehrseinrichtungen in Österreich ermöglicht.

Weitere Schwierigkeiten beim Ticketkauf

Andere Tätigkeiten der Schlichtungsarbeit umfassen folgende Punkte:

  • Bei der ÖBB können online gekaufte PDF-Tickets – nachdem sie geöffnet wurden – nicht storniert werden.
  • Bei internationalen Buchungen kommt es vor, dass Teilstrecken-Tickets gekauft werden, Reisende aber annehmen, diese gelten für die gesamte Strecke.
  • Im ÖBB-Regionalverkehr ist oft kein oder nur mehr eingeschränkter Ticketkauf im Zug möglich.
  • Bei Fahrkartenautomaten erhalten Käufer:innen nur Wechselgeld bis maximal 9 Euro.
  • Im Ticketshop der ÖBB gibt es keinen Hinweis, dass für Kleinkinder bis 5 Jahren kein eigener Platz im Liege- oder Schlafwagen gebucht wird.
  • Der Kauf von Tickets unterschiedlicher Bahnunternehmen für eine Fahrt ist komplex und oft nachteilig für Gäste. 

Fahrgastrechtenovelle 2024

Bei der Nationalratssitzung am 4. Juli wurde gemäß einer EU-Verordnung die Änderung der Fahrgastrechte im Schienenverkehr beschlossen. Im Zuge der Novelle wurde auch die Stellung der apf teilweise gestärkt.

Das Team der apf im Bahn-Bereich ist unter +43 1 5050 707710 von Montag bis Freitag 10 bis 12 Uhr erreichbar.
Sie können sich auch mittels
Online-Schlichtungsantrag an die apf wenden.

 

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