EU-Konsumentenbarometer bestätigt starke Auswirkungen der Energiekrise auf Verbraucher:innen in ganz Europa

veröffentlicht am 28.04.2023

Europäischen Kommission präsentiert aktuelle Daten zur Situation von Konsumentinnen und Konsumenten

Alle zwei Jahre veröffentlicht die EU-Kommission mit dem „Consumer Conditions Scoreboard“ eine umfassende Erhebung der Verbraucherbedingungen in Europa. Die Daten für die nun präsentierte aktuelle Ausgabe stammen aus telefonischen Befragungen von Verbraucher:innen in allen 27 Mitgliedstaaten der EU sowie in Norwegen und Island, die im Herbst 2022 durchgeführt wurden. Auch in Österreich wurden etwa 1000 Konsumentinnen und Konsumenten interviewt. 

Im Fokus der Erhebung stehen Themen wie das Verbrauchervertrauen in Behörden und Unternehmen, der Kenntnisstand zu grundlegenden Konsumentenrechten, Erfahrungen mit unfairen Geschäftspraktiken sowie typische Verbraucherprobleme und –beschwerdesituationen. Darüber hinaus legt die diesjährige Ausgabe einen Fokus auf für Verbraucher:innen aktuell besonders relevante Themen wie die steigenden Lebenserhaltungskosten, die Auswirkungen der Energiekrise oder die Verbraucherperspektive zum Klimawandel. 

Teuerung und Energiekrise belasten Verbraucher:innen 

Die Ergebnisse des Konsumentenbarometers bestätigen, dass finanzielle Unsicherheiten das Leben vieler Menschen prägen. Fast die Hälfte der Befragten äußerten Sorge, ob sie ihre laufenden Rechnungen in den nächsten sechs Monaten noch begleichen werden können. 37% gaben an, im letzten halben Jahr auf ihre Ersparnisse zurückgegriffen zu haben. Ein wesentlicher Grund für die größer werdenden finanziellen Belastungen sind die steigenden Energiekosten. In der Befragung zeigte sich, dass die europäischen Verbraucher:innen ihre Alltagsgewohnheiten als Reaktion darauf verändert haben: Sieben von zehn Befragten gaben an, dass sie zu Hause Energiesparmaßnahmen setzen, mehr als ein Viertel hat die Gewohnheiten bei der Nutzung von Verkehrsmitteln verändert. 

Beitrag zum grünen Wandel? Ja, aber… 

Erfreulich ist, dass nach den Daten der Kommission bei Verbraucher:innen grundsätzlich ein hohes Bewusstsein dafür besteht, dass sie selbst einen größeren Beitrag zum grünen Wandel und zur Bekämpfung des Klimawandels leisten könnten. Bei der Frage, inwieweit sich dieses Bewusstsein im konkreten Handeln niederschlägt, zeichnen die Ergebnisse jedoch ein differenziertes Bild: Während etwas mehr als die Hälfte der Befragten angab, auf die Auswirkungen der Konsumentscheidungen auf die Umwelt zu achten (jede:r Fünfte macht sogar bei allen oder zumindest den meisten Einkäufen), spielen solche Überlegungen für 43% überhaupt keine Rolle.  

Bewusstsein für „Greenwashing“ steigt

 Bemerkenswert ist, dass bei der diesjährigen Befragung das Vertrauen gegenüber umweltbezogenen Angaben in der Werbung oder auf Produkten gegenüber den Vorauflagen zurückgegangen ist. Die Kommission führt das auch auf ein steigendes Bewusstsein bei Konsumentinnen und Konsumenten zu „Greenwashing“-Praktiken zurück. Auf EU-Ebene werden aktuell neue Regelungen verhandelt, durch die das Problem solcher inhaltsleeren und irreführenden Umweltaussagen wirksam bekämpft werden soll (siehe dazu näher hier). 

Ärgernisse im Online-Handel

Wenig überraschend ist, dass der Online-Handel für Verbraucher:innen eine immer größere Rolle spielt und die Verkaufszahlen hier von Jahr zu Jahr zunehmen. Vergessen werden darf dabei jedoch nicht, dass mit diesem stetigen Trend auch eine Zunahme unseriöser und sonstiger problematischer Praktiken im Internet verbunden ist: Besonders ärgerlich stuften die Befragten personalisierte Online-Werbung (76%), versteckte Werbung in Suchergebnissen (75%) sowie unauthentische Verbraucherbewertungen (69%) ein. Bedenken äußerten viele Verbraucher:innen auch zum Umgang mit ihren Daten – 70% zeigten sich besorgt über eine mögliche unsachgemäße Nutzung und Weitergabe ihrer personenbezogenen Daten im Internet.  

Verbrauchervertrauen in Österreich hoch

Der Blick auf die länderspezifischen Ergebnisse zeigt, dass das Vertrauen der Verbraucher:innen in Österreich – wie auch in den vergangenen Jahren – im europäischen Vergleich besonders hoch ist. So gaben 84% der hierzulande Befragten an, dass sie beim Schutz ihrer Konsumentenrechte Vertrauen in Behörden und öffentliche Stellen haben – der höchste Wert unter allen EU-Staaten. Ebenfalls überdurchschnittlich hoch ist das Vertrauen in Österreich in den Schutz der Konsumentenrechte durch Verbraucherschutzorganisationen sowie in die Einhaltung der Verbraucherschutzbestimmungen durch Unternehmen. 

Das europäische Konsumentenbarometer sowie weiterführende Informationen der EU-Kommission dazu finden Sie hier (nur auf Englisch verfügbar). 

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